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TÖRN 147.19 – Position 22.10.2019

Tagesbericht 22.10.2019

Törn: 147.19

Datum: 22.10.2019

Mittagsposition: 36°29,0`(N) 002`53,7(N)

Das Wetter: bewölkt Regen

Titel/Überschrift: Dies und Das

Es gibt viel zu berichten…

Nach ein paar Tagen kann man auch als Yacht-Segler sich an die verschiedenen Wachen gewöhnen. Es macht Spaß, am „Ruder“ zu stehen oder vorne „Ausguck“ zu gehen. Sehr viel hilft hierbei natürlich, dass gerade am Ruder das wachsame wohlwollende Auge des Steuermannes oder Kapitäns als direkte Begleitung mit dabei ist.

Auch wurde ganz ausführlich das Wetterbuch erklärt, welches wir Trainees dann auch selbständig ausfüllen durften. Beeindruckend waren selbstverständlich auch alle Erklärungen zu den verschiedenen Wetterphänomenen, der ganzen Navigation und den einzelnen Bedeutungen der Instrumente. Desweiteren konnten wir uns Abends auch der Sternenkunde erfreuen. Nicht erwähnt sollten hier auch die verschiedenen Erfahrungsberichte sein, gewürzt mit etwas Seemannsgarn, die die Wachen doch wesentlich bereichern.

Was ist passiert am 22.10.2019?

Erst einmal kann man sagen, Regen, Regen und noch mal Regen. Leider dabei relativ wenig Wind. So dass die Treibstoffvorräte angebrochen werden mussten. Der Kapitän versprach uns Wind, der dann auch kam. Leider aus der falschen Richtung.

Nachdem es aufklarte, gab es vom Kapitän für die Stammbelegschaft und natürlich die Trainees noch ein sogenanntes „Bonbon“: die Foto-Safari. Das Beiboot wurde zu Wasser gelassen. Auch dies schon ein beeindruckendes Manöver. Alle helfen mit. Ein ganz spezielles Event. Insbesondere der Stamm konnte sich im Manövrieren üben und direkt Kenntnisse und Fähigkeiten anwenden. Ein bleibendes Bild, die Alexander von Humboldt 2 von außen auf See zu betrachten.

Zum Anderen möchte ich auf die soziale Kompetenz eingehen, über das gemeinschaftliche Gefüge an Bord ein paar Worte verlieren.

Erwähnen möchte ich hier die hohe Empathie von meinem Topps-Matrosen Wolfgang. Jederzeit ansprechbar, geduldig und auch mit ganz viel Ruhe, wenn Fragen zum wiederholten Male gestellt werden. Die menschliche Komponente, jeden Teilnehmer der Wache in seinen Stärken zu fördern und die verschiedenen Nicht-Kenntnisse/Vorkenntnisse in einem Team sinnvoll und der Gruppe förderlich einzusetzen, sollten unbedingt erwähnt werden.

Überhaupt gibt es eine unheimlich hohe Hilfsbereitschaft, jeder hat einen guten Ton für seinen Nebenmann. Man kann sagen: hier kann man sich richtig wohl fühlen.

Nicht zu vergessen, das unheimlich große Fachwissen des Topps-Matrosen, welches bei jeder Erklärung eines Manövers nur so rausgesprudelt. Ich fühle mich hier voll gut aufgehoben!

Auch als heute Nacht ein Gewitter aufzog, mitten auf dem Wasser auf einer Bark mit Eisenmasten – da macht man sich doch so seine Gedanken. Nachts so weit weg von der Küste war ich noch nie auf dem Wasser. Die beruhigenden Worte des Topps-Matrosen waren hier doch sehr dienlich. Ein Highlight auf der Nachwache 12-4 waren dann auch unsere tierischen Begleiter. Vorne am Bug tummelten sich etliche Delphine, die der Alexander von Humboldt 2 eine gute Begleitung waren.

Weiterhin möchte ich auch die tolle Fürsorge des Kapitäns Rainer erwähnen. Ich stand am Ruder mit durchnässter Jeans, als er selber ans Ruder getreten ist und mich nach unten schickte. Außergewöhnliche Fragen werden vom Kapitän mit großer Ruhe und Sorgfalt beantwortet: kann ein Kapitän eine rechtsgültige Trauung an Bord auf See vornehmen? Da ihm versichert werden konnte, dass nach 3 Tagen an Bord auf dem Törn hierzu keine ernsthaften Gedanken bestehen, wurde die Frage ausführlich beantwortet. Neugierig?

Ja, ein Kapitän kann Hochzeiten an Bord zelebrieren. Jedoch ist es dann doch notwendig, die entsprechenden Papiere an einem Standesamt der freien Wahl weiter nachbearbeiten zu lassen, damit vor dem Gesetz die Eheschließung anerkannt werden kann.

Kurz und gut, dies und das: ein spannender sehr lehrreicher Tag auf einer wunderschönen Bark mit ganz vielen tollen Menschen, die zusammen sich gegenseitig unterstützen und zur Hand gehen.

Manfred aus Siegburg, fast am Rhein bei Bonn