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TÖRN 149.19 – Position 08.11.2019

Tagesbericht 08.11.209

Törn: 149.19

Datum: 08.11.2019

Mittagsposition: 27°53.7`N  016°50,6`W

Das Wetter: sonnnig 25°Grad

Titel/Überschrift: Im Steuerhaus liegt ein Toter

So lautet am 8.11.2019 gegen 5 Uhr in der Früh ein Hilferuf des stellvertretenden Kapitäns und Steuermanns Nils an Bernhard den Topsi der 4-8 Wache.

Die Alex II, auf der sich dies abspielt, ist zu diesem Zeitpunkt südlich von Gran Canaria unter Motor bei Windstärke 5 und 3-4 m Wellenhöhe unterwegs, um schnellstmöglich in ruhigere Gewässer zu gelangen. Den an Bord befindlichen 20 Medizinerinnen und Medizinern soll zu Beginn ihrer Schulungsveranstaltung um 10 Uhr ein möglichst wenig bewegter Schulungsraum zur Verfügung stehen. Der Plan war, schnellstmöglich in den Windschatten des höchsten Berges der Kanaren, des Teide auf Teneriffa zu gelangen. Hier hoffte der Kapitän Schutz vor Wind und Welle zu finden. Ein Toter im Morgengrauen im Steuerhaus hätte diesen geplanten Tagesablauf durcheinandergewirbelt.

Bernhard war zu diesem Zeitpunkt gerade auf Kontrollgang, um zu schauen, ob all die übrigen Mitglieder seiner Wache noch vollständig an Bord waren. Aufgrund des Seegangs waren einige Wellen über die tiefer liegenden Bereiche des Dreimasters hinweggegangen. Er eilte zu Nils ins Steuerhaus zurück und musste lachen. Hier war sein Trainee HaLu abgeblieben. Er war also doch nicht über Bord gegangen, wie er im Stillen befürchtet hatte.

Gemeinsam stellten die beiden, die auch ausgebildete Ersthelfer waren, schnell fest, dass der „Tote“ noch atmete und nur im Sitzen hinter dem Kartentisch eingeschlafen war. Wiederbelebungsmaßnahmen oder stabile Seitenlage waren also nicht erforderlich. Die roten Flecken im Gesicht waren lediglich Druckstellen von den Kanten des Kartentisches gewesen, auf dem der übermüdete Trainee mit seinem Kopf zum Liegen gekommen und eingeschlafen war.

Die Aufregung hatte sich schnell gelegt und auch das Wetter beruhigte sich sehr schnell. Vielleicht trug auch das leckere Frühstück, dass die beiden Smutje Uwe und Engelbert auch mit einer großen Portion Rührei garnierten, dazu bei, dass der Vorfall vom Morgen wieder schnell vergessen war.

Die Fortbildungsmaßnahme der Mediziner befasste sich heute mit der größten Gefahr für Seeleute und Schiffe, dem Feuer. In Theorie und Praxis wurden Gefahren und mögliche Verletzungen sowie deren Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Außerhalb des Schulungsraumes konnten die ersten Delfine beobachtet werden.

Am Mittagessen in der Messe mit Pellkartoffel, Spinat und Seelachs-und Rotbarschfilet nahmen auch die meisten der Seekrankheitspatienten vom Vortag wieder teil. Aus Datenschutzgründen wird an dieser Stelle keine Einordnung der Seekranken in Besatzung und Passagiere vorgenommen.

Kurz nach Mittag kam die Durchsage von Lissy, dass die Schlappskiste geöffnet sei. Viel Gedränge herrschte im Bauch des Schiffes bei der Anprobe von Bekleidungsstücken und Souvenirartikeln.

In der 4-8 Wache am Nachmittag war ein besonders Manöver zu bewerkstelligen. Nahezu auf der Stelle wendete unser Schiff unter Motor um 180 °. Der Wind und die Welle an der Nordspitze Teneriffas waren dem Schulungsbetrieb nicht zuträglich. Die Alex trat den geordneten Rückzug in ruhigere Gewässer an. Bei Uwe und Engelbert wurde abends Chili con carne an Tomatensalat und dazu Wurst-und Käsespezialitäten der Iberischen Küche gereicht.

Ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende, wobei gemunkelt wurde, dass, bevor Ruhe einkehrte, es in der Kombüse hoch hergegangen sei. Schaun mer mal, ob das Frühstück morgen pünktlich und genau so reichhaltig ausfallen wird, wie heute. Und dass es keine (weiteren) „Todesfälle“ morgen zu beklagen gibt.

Gez.

HaLu, der „Tote“ vom 8.11.2019