Tagesbericht
Törn: 102.20
Datum: 22.01.2020
Mittagsposition: 27°29,0‘ N und 014° 53,5‘ W
Das Wetter: Lufttemperatur: 19°C, Wassertemperatur: 18°C, Wind schwach umlaufend,
blauer Himmel mit nur wenigen Schönwetterwolken.
Titel/Überschrift: Baden und Pönen
Heute früh begann der Tag mit einem wunderschönen roten Sonnenaufgang. Der Morgen kündigte
aber leider auch an, was uns heute erwarten würde, nämlich schwacher Wind, bis hin zu absoluter
Windstille. Und so schön es auch ist, wenn das Schiff aufrecht liegt, aber so ganz ohne Wind macht
das Segeln auch keinen Spaß. Die Segel flappten hin und her und noch vor dem Mittagessen haben
wir die Untersegel bergen müssen, damit sie sich an der Takelage nicht aufscheuern.
Eigentlich sah unser Plan anders aus. Wir hofften auf sehr leichten, aber ausreichenden Wind zum
Segeln und wollten dementsprechend Vollzeug setzen, also alle 23 Segel des Schiffes. Die 8-12er
Wache begann mit dem Setzen der Brams und Royals und machte dann als nächstes alle Schratsegel
los, einschließlich des von allen heißgeliebten Besantoppsegels. Doch aus dem Setzen der Stagsegel
wurde schon nichts mehr, der Wind schlief völlig ein. Unser Kapitän entschied daraufhin, alle Segel
bis auf die Marsen zu bergen und das Schiff mehr oder weniger treiben zu lassen.
Wir wollten nun das schöne Wetter und die ruhige See dazu nutzen, Farbarbeiten durchzuführen.
Vorher jedoch gab es noch eine Gelegenheit, außenbords zu baden. Die Lotsenleiter wurde zu
Wasser gelassen und die Großschot zur Liane umfunktioniert, mit der man weit über die See hinaus
schwingen konnte. Alle waren begeistert von diesem Bad im kristallklaren und erfrischend kühlen
Atlantik. Und gerade die Offizieranwärter der Marine hatten ihren Spaß und haben nun eine
Geschichte mehr, die sie zu Hause erzählen können und die ihnen wohl auch die Seefahrt noch ein
Stückchen näher gebracht hat.
Nach dem Vergnügen kam dann aber wieder die Arbeit. Wir haben am Nachmittag zahlreiche
Webleinen ersetzt, neue Stopper geflochten und sind dem Rost mit Hammer, Drahtbürste und
Grundierung zu Leibe gerückt. Somit kam auch der Bootsmann zu seinem Recht und die ALEX sieht
wieder ein Stück schicker aus.
Nach dem Abendessen war dann klar, dass der Wind in den nächsten Stunden nicht zunehmen wird
und hier im Süden der Inseln auch in den kommenden Tagen nicht damit zu rechnen ist. Also bargen
wir alle Segel und schmissen die Maschine an, um in der Nacht Strecke zu machen und zu schauen,
ob wir im Norden der Kanaren nicht etwas besseres Segelwetter finden.
Und so bleibt die Erkenntnis,
dass man nicht immer straff segeln muss, um einen herrlichen und erfolgreichen Tag in See zu
erleben.
Sonnige Grüße von Bord