Törn: 336.22
Datum: 17.09.2022
Mittagsposition: Fedderwarder Reede, Wesermündung
Das Wetter: Äußerst Windig, mit Regen, Hagel und frischen Temperaturen
Mittlerweile sind wir schon den dritten Tag unterwegs – obwohl, von „unterwegs“ kann man nicht wirklich reden, da wir immer noch in der Weser vor Reede liegen.
Gemeinsam mit dem allgemeinen Wecken heute Morgen um 7 Uhr kamen auch weitere Infos zur aktuellen Wetterlage: Windstärken weiterhin zwischen 8 und 9, Temperaturen um die 14 Grad (hier muss allerdings hinzugefügt werden, dass es laut allgemeinem Befinden deutlich kälter ist!).
Auch vor Anker liegend ist es an Bord nicht so ruhig, wie viele es sich gewünscht hätten – das in der gesamten Belegung verbreitete Fischefüttern hat sich zwar soweit beruhigt, aber sobald man mal einen Blick durch ein Bullauge nach draußen erhascht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, eine sogenannte Waschmaschine bei der Arbeit beobachten zu können (Schieflage des Schiffs, gepaart mit ordentlich Welle, verwirbelt das Wasser doch ganz ordentlich).
Aufgrund dieser Bewegungen dürfen wir in unserer Wache (0-4) am Nachmittag abermals den Anker lichten und uns mit Hilfe des Motors ein paar hundert Meter weiterbewegen, da wir die Fedderwarder Reede mittlerweile mehrmals durchpflügt haben, sodass man immer mal wieder von vorne beginnen darf. Bei der Aktion konnten auch erste Abschätzungen zur Zusammensetzung des Meeresgrundes gemacht werden, da die Ankerkette sehr schön blank geschrubbt, befreit von jeglichem Rost, wieder oben ankam.
Auch heute hat die Feuerübung für den Stamm, die auf jedem Mehrtagestörn durchgespielt wird, stattgefunden. Da hatte der Großteil der Besatzung zwar wenig zu tun, da nur die Stammcrew feste Aufgaben zu erledigen hat, dafür wurden sämtliche Schwimmwesten einmal mit Gischt und Regen gewaschen und die Lichter daran getestet, die auslösen, sobald sie feucht sind (die mit Spucke benetzten Finger hat es diesmal nicht gebraucht, das Wetter hat seinen Job sehr ernst genommen.)
Das Wetter hat heute allerdings auch bei einer weiteren Übung, „Bergung aus dem Klüver“, ordentlich Wind gemacht – wortwörtlich, denn die Rettung des Freiwilligen, der sich schon voller Tatendrang unter einigen Segeln verkeilt hatte, um nicht wegzuwehen, wurde abgebrochen. Grund: Hagel.
Was lernen wir daraus? Nicht verunglücken, wenn das Wetter schlecht ist. (Obwohl, man kann ja zurückkommen, wenn’s Wetter besser ist, „der ist bei dem Wetter dann ja noch schön frisch“.)
Nach dem Abendessen sind dann auch wir zu dem mysteriösen Treffen im Roten Salon gegangen, zu dem der Kapitän jede Wache eingeladen hat. Es hat sich herausgestellt, wir haben einen sehr engagierten Käpt’n, der gerne nochmal eine Vorstellungsrunde seiner gesamten Crew haben wollte, sodass sich alle nochmals vorgestellt haben. Während dieser Runde wurden auch einige Regeln für unseren Steuermann verlesen, unter anderem, dass diverse Überholmanöver immer schön knapp gefahren werden sollen, „es könnte ja ein Bekannter an Bord des anderen Schiffs sein“.
Heute Nacht steht für uns nur Ankerwache an, sodass ein Großteil der Wache (mal wieder) schön ausschlafen kann.
Laut Kapitän wird sich die Gesamtsituation auch frühestens morgen Abend ändern, da sich vorher das Wetter nicht grundlegend verändern wird.
Es grüßen Kapitän Wolfgang, Matilda und der Rest der Crew