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326.22 – 06.07.2022 – Unglaublich aber wahr

Törn:                                    326.22

Datum:                                06.07.2022

Mittagsposition:              55°24´5 N 008°07´4 E

Das Wetter:                      wolkig, 19 Grad, Windstärke 4, 1 Meter Dünung

Titel/Überschrift:            Unglaublich aber wahr

Heute ist Captains Dinner. Wir sind auf dem Weg zu unserem Ankerplatz. Die 4-8 Wache fährt in 3 Stunden eine Halse mit 4 Leuten. Unglaublich aber wahr. Sie haben meinen vollen Respekt.

Oskar – unser Konditormeister – steht 3:30 Uhr auf und backt schon mal Brötchen. Uwe – seinen 2. Mann in der Kombüse – weckt er um 5:30 Uhr mit den Worten „der Konvektomat ist kaputt“. Unsere Maschinisten sind auch schon wach, sie versuchen das Problem zu beheben. Schöner Start in den Tag. Uwe’s Kommentar zu meiner Frage, ob es denn heute etwas stressiger wird für die beiden in der Kombüse: „Vorbereitung ist alles. Hier gibt’s nix frisch – ist alles von vorgestern.“ Uwe lacht. Ich weiß noch nicht, ob ich auch lachen soll. Die beiden sind schon so oft zusammen auf der Alex gefahren, ich vertraue auf deren Kochkünste. Wir frühstücken um 7 Uhr. Aus der Küche kommt wie jeden Tag Stimmungsmusik. Ich hole mir da morgens täglich meinen Ohrwurm ab. An diesem Tag ist es das Lied von den Ärzten „Westerland“.

Wir erreichen unseren Ankerplatz gegen 12 Uhr. Nach dem Mittagessen werden alle gebraucht, die Segel zu packen. Jetzt wird schnell klar, dass wir zu wenig Leute sind für’s Rigg, für den Klüver für das Packen der Stagsegel. Wir haben bis zum Kaffee alle ordentlich zu tun. Dann ist es vollbracht. Bis auf den Besan sind alle Segel verpackt. Die Crew stärkt sich bei Kuchen und Kaffee. Unsere beiden Smutjes sind immer noch vollkommen entspannt. Nach dem Mittagessen taucht Uwe mit kurzer Regenbogenhose und Sitzkissen unterm Arm auf. Von Oskar hört man nur ein Schnarchen aus seiner Kammer. Unglaublich aber wahr. Die beiden Smutjes sind trotz allen kleinen und größeren Hürden absolut tiefenentspannt selbst am Captains Dinner Tag.

Katrin und Meike dekorieren die Tische in der Messe zum Captains Dinner. Es sieht alles sehr schön aus. Auf kleinen Papierschiffchen ist die Menükarte zu lesen. Es gibt drei leckere Vorspeisen (Olivenbaguette, Krabbencocktail, Lauchsuppe) und als Hauptgericht Rinderfilet mit Rosmarinkartoffeln und Zucchinigemüse. Als krönenden Abschluss wird uns von unseren Toppsis Meike, Katrin und Jörn gegrillte Ananas mit Eis und Sahne serviert. Auffallend ist die Bewegung im Schiff auch beim Ankern. Das kannte ich noch nicht. Aber bei einer Dünung von 1 Meter ist das wohl nicht ungewöhnlich. Wir schaukeln mit und ohne Musik lustig hin und her. Ich blicke in zufriedene, lachende Gesichter. Zwischen den Gängen wird gesungen, erzählt, gelacht, geklatscht. Diese Crew ist in den letzten Tagen wunderbar zusammengewachsen. Mitten im letzten Gang gibt es einen schweren Schlag. Noch ist unklar woher. Harald – unser Kapitän – springt auf. Kurze Zeit später ist klar, was passiert ist, die Ankerkette ist gerissen. Wir haben den Backbordanker verloren. Der Steuerbordanker wird klargemacht und zu Wasser gelassen. Noch ein Ereignis, das einen an diesem besonderen Tag zum Staunen bringt. „Mal eben“ einen Anker verloren. Unglaublich aber wahr.

Danke noch mal an Oskar und Uwe. Ihr habt uns kulinarisch verwöhnt und mit Eurer guten Laune, der Musik aus der Kombüse und Euren Geschichten, Witzen und Scherzen den ganzen Tag Freude bereitet. Ihr seid ein tolles Kombüsen-Team. Mit Euch fahre ich jederzeit wieder.

Liebe Grüße an alle Alexfreunde

Silvia (Verwalterin / Leichtmatrosin)