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154.21 – 17.04.2021 – Die Backschaft, die packt was

Datum:   17.04.2021

Mittagsposition:   54°19‘04N   006°27‘46E

Das Wetter:   sonnig, zum Nachmittag leicht bewölkt, 13°C (gefühlt 4°C)

Die Backschaft, die packt was

Heute darf ich mich noch einmal wohlig in meiner Koje umdrehen, als der Weckdienst meinen Kabinenpartner zur 4-8-Wache ruft. Ich darf heute das Küchenteam unter Deck im Backschaftsdienst unterstützen und die Schicht beginnt um erst um 6:45h. Aus der Kombüse schallen schon die ersten Schlagerlieder als ich verschlafen aus meiner Kabine komme, begleitet von unglaublichem Enthusiasmus von Oskar und Uwe, die aus voller Kehle mitschmettern. Und ich frage mich heimlich, was sie sich ins Essen mischen, dass sie so wach und fit zu solcher Stunde sein können? So kommen auch Thorsten und ich, die kleinen Helferlein für den heutigen Tag, in Schwung. So eine gute Laune ist einfach ansteckend. Uschi, die gute Hauswirtschfterinnenseele der Alex II auf diesem Törn, ist natürlich schon längst auf den Beinen. Mit stoischer Ruhe und einer bemerkendwerten Routine sorgt sie für alles und jeden, kontert gelassen die Neckereien aus der Kombüse, hat den vollen Überblick und ist von morgens bis abends unermüdlich auf den Beinen. Eine Mahlzeit folgt der nächsten.

Durch die verschobenen Wachsysteme fallen permanent durchgefrorene durch die Seeluft hungrig gemachte Mannschaftsmitglieder in der Messe ein und nehmen dankbar die allumfassende leibliche Fürsorge entgegen. und in den kleinen Zwischenpausen wird dann ja auch noch geputzt und geschrubbt und die Wäsche gemacht. Viel frische Luft kriegt die Versorgungsmannschaft unter Deck nicht vom Tag ab und dennoch wird kein Mucks gemurrt. Einfach nur bewundernswert! Ein Hoch auf dieses einmalige Team!

Nur heute Mittag wurde Uschi einmal mucksch: Alles war fürs Mittagessen vorbereitet, die gesamte Backschaft stand in den Startlöchern und keiner kam! Als ich an Deck geschickt wurde, um noch einmal persönlich zum Essen zu rufen, wuselte und raschelte es auf dem Vordeck. Keiner schenkte mir wirklich Beachtung. Immerhin hatten alle die sehr deutlich und laut geläutete Mittagsglocke von Uschi ja auch schon überhört. Was war da los? Ich betitele es für mich in der Nachschau mal als ‚Flieger-Alarm‘. Denn der Flieger, das vorderste Segel am Klüverbaum, sollte als letztes noch zu setzendes Segel gehisst werden und machte wohl ein paar Zicken. Da vergessen dann mal ‚die kleinen Jungs‘, die zum Essen gerufen werden, alles um sich herum, weil sie lieber noch ‚spielen‘ wollen! 😉 Aber die glänzenden Augenpaare, die dann kleckerweise irgendwann doch noch in der Messe auftauchten, verrieten alles: Der Flieger steht – die Alex fährt heute nun tatsächlich unter Vollbesegelung. Und ich muss zugeben, in meiner halben Stunde Pause auf dem sonnigen Achterdeck schwappte diese Freude über dieses schöne traditionelle Segelschiff wieder voll auf mich über. Es ist einfach ein wunderschöner erhabener Anblick mit all diesen grünen Segeln vorm heute türkis und blau schimmernden Meer.

Ein paar Minuten das Gesicht in die Sonne halten, die Schiffsbewegung spüren und Tom lauschen, dem musikbegabten Steuermann der 8-12 Wache, der am Achterdeck schon einmal eine kleine gesangliche Kostprobe gibt von dem für heute angekündigten Seemannsliedersingen mit Akkordeon um 18h im roten Salon. Und dann musste ich auch schon wieder runter, fürs Kaffee eindecken. Und von der Musikeinlage hatte die Backschaft ja leider auch nichts mehr, da es noch so viel zu tun gab.

Und zum Abschluss des Tages stand dann noch die Wende über Backbord an, um den Windpark zu umfahren. Wieder hieß es all hands an Deck. Wieder beeindruckt mich die Routine oder einfach diese unglaubliche Gelassenheit von Kapitän, Steuermann und den Toppmatrosen, die ihre Wachen instruieren, dirigieren und selbst in Situationen, wo es auf Zeit ankommt, auf so nette Weise korrigieren, wenn dann doch ein Tau falsch belegt wird oder zu spät auf das Kommando gehört wird. Die Wende gelingt, alle sind glücklich. Und das ausgegebene Bier unseres Toppsis für die gelungene Wende am Ende eines langen Tages kann dann auch ich in meinem Backschaftsfeierabend genießen. Was für ein Tag!!!

 

(Wieder von Ina geschrieben)