Blog

114.22 – 19.05.2022 – Bericht Tag 11

Törnnummer 114.22

KapitÀn Arno Schlamelcher

19. Mai 2022, Tag 11

 

KapitĂ€n Arnos Plan heute unter Segeln TravemĂŒnde anzulaufen ist leider dem Wind zum Opfer gefallen, da dieser immer noch von vorne kommt. Dies ist einerseits sehr schade, da es einfach toll gewesen wĂ€re zu segeln, andererseits ist es aber zumindest fĂŒr die 8-12 nach der gestrigen Nacht eine Erleichterung. Die meisten sind nĂ€mlich noch relativ platt von der ganzen Arbeit gestern Nacht. Um an dieser Stelle Topsi Rico zu zitieren: WĂ€re er letzte Nacht als MĂ€rtyrer gestorben ,hĂ€tten ihm die 96 Jungfrauen auch nichts mehr gebracht, weil er zu erschöpft war.

So laufen wir also unter Motor Richtung TravemĂŒnde, um den Lotsen fĂŒr Neustadt zu holen. Dies ist fĂŒr ca 13 Uhr geplant. Da bis dahin noch etwas Zeit ist, findet ab 10 Uhr das so genannte „Großreinschiff“ statt. Dies bedeutet, dass das ganze Schiff an und unter Deck aufgerĂ€umt und gereinigt wird, damit auch die nĂ€chste Crew sich wohl fĂŒhlt und nicht in einem riesigen Chaos ankommt. Um dieses „Manöver“ möglichst effizient zu gestalten, gibt es einen Plan und alle Crewmitglieder werden entsprechend diesem eingeteilt. Zu den durchzufĂŒhrenden Aufgaben gehört es unter anderem, alle Böden zu saugen und zu wischen, die Decken und WĂ€nde zu wischen und die Lasten, die Pantry und die KombĂŒse zu reinigen.

Da alle mit anfassen, ist die anstehende Arbeit schnell geschafft und wir können uns wieder mit allen Wachen auf das anstehende Anlegen konzentrieren.

ZunĂ€chst brauchen wir dafĂŒr aber den Lotsen. Ein Lotse der an Bord kommt, ist immer eine faszinierende Sache. Das Lotsenversetzboot legt einfach lĂ€ngsseits an und der Lotse steigt ĂŒber die vorher ausgebrachte Lotsenleiter an Bord. In unserem Fall hatten wir Sonne, wenig Wind und kaum Welle, aber das Manöver wird ja auch unter ganz anderen Bedingungen gefahren. So oder so, der Lotse ist an Bord, also setzen wir Kurs auf Neustadt.

Das Anlegemanöver dort ist interessant. Der Hafen ist schmal, und KapitÀn Arno ist sicher, dass es dort noch enger wird, als auf der Karte zu sehen, da vermutlich nicht alle Sportboote

Positionssender an haben. Also ist der Plan, an der letztmöglichen Stelle, bevor es zu eng wird, zu drehen und das Schiff dann rĂŒckwĂ€rts an seinen Liegeplatz zu steuern. Um das Manöver nach hinten abzusichern und auch noch zusĂ€tzliche Augen außerhalb des Schiffes zu haben, wird das Beiboot „Weser“ ausgesetzt. Gegen 2 Uhr liegt die Alex dann fest und sicher an der Pier. Damit haben wir unser Ziel nach 1074 Seemeilen erreicht.

Da wir mit der Steuerbordseite an der Pier liegen, der Kran auf dieser Seite aber noch immer defekt ist, muss die zustĂ€ndige Wache beim Ausbringen der Gangway improvisieren. Die Lösung ist am Ende eine Kombination aus der Topjolle (ein Tampen der von Deck nach ganz oben in den Mast und dort ĂŒber eine Rolle auf der anderen Seite wieder runter geht), einem zusĂ€tzlichen Block an der Großrah und etwas Geschick. In Zukunft werden solche improvisierten Lösungen hoffentlich nicht mehr nötig sein, da kaum das wir an der Pier lagen, der Krantechniker an Bord ist um besagten Steuerbord – Kran zu reparieren.

Im Gegenzug sind der Doc und weitere Crewmitglieder von Bord, um einige fehlende Sachen und VorrĂ€te zu kaufen. Dazu gehört auch eine Schleswig – Holstein Flagge, welche direkt nach dem Eintreffen an Bord als Gastlandflagge gesetzt wird.

FĂŒr den Abend ist das „Captains Dinner“ geplant. Ein besonderes Abendessen am Ende des Törns, bei dem noch einmal alle zusammensitzen und Spaß haben. Auch ist es Brauch, dass alle Wachen eine Kleinigkeit vorbereiten und zum Besten geben. Dies kann ein Lied sein, ein Gedicht, eine kurze Rede, oder was auch immer die Wache wĂŒnscht. Außerdem ist es meist so, dass man dem Topsi seiner Wache ein Geschenk macht, als Dank fĂŒr seine Arbeit wĂ€hrend des Reise; denn als Topsmatrose zu fahren, ist eine riesige Verantwortung und sicherlich nicht immer nur toll. Nach dem Dinner gibt es noch eine Deckparty, die bis spĂ€t in die Nacht dauert. Es wird gesungen und getanzt, um die Wehmut und den Gedanken an das morgige Auseinandergehen zu verdrĂ€ngen.

 

GrĂŒĂŸe aus dem Hafen von Neustadt in Holstein von KapitĂ€n Arno, Maris und der gesamten Crew.