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TÖRN 181.20 – Position 25.10.2020

Mittagsposition:           054° 54,6‘ N   013°50,8‘ E

Das Wetter:                   Luft 13 °   Wind Süd 6 Bft    bewölkt

Sonntag in See

Nach der eindrucksvollen und windigen Nacht und einigen ruhigeren Stunden in unserem Segelgebiet zwischen der Polnischen Küste und der dänischen Insel Bornholm führten wir unseren Zickzackkurs weiter fort. Alle paar Stunden wurde eine Halse gefahren, das Schiff also mit dem Heck durch den Wind gedreht, um in annähernd entgegengesetzte Richtung wieder zurück zu fahren. Dieses Manöver führten wir regelmäßig zum Wachwechsel durch, damit ausreichend viel Personal zur Verfügung stand. Dabei wird es an Deck auch entsprechend laut: Befehle und Kommandos, die von vorne nach achtern und wieder zurück gebrüllt wurden, der Rudergänger, der die anliegenden Kurse durchgab und natürlich das taktvolle „Hohl… weg“ aus einem Chor von jungen Offizieranwärter/innen, die an den Leinen rissen. Dieses Manöver wurde dutzende Male durchgeführt, bis unser zurückgelegter Weg auf der elektronischen Seekarte nur noch einem dicken Strich glich.

Am Samstagabend flaute der Wind immer weiter ab und drehte, so dass es Zeit wurde sich für die Heimreise passend zu positionieren. Dazu wurden die Segel wieder geborgen, also eingeholt und an Mast und Rahen festgebunden. Anschließend drehten wir das Schiff Richtung Südwesten und mit unseren 750 Pferden unter Deck fuhren wir gute 45 Seemeilen gegen den Wind. Nach mehreren Stunden Fahrt unter Motor befanden wir uns an einer vermeintlich guten Position, um wieder unter Segeln in die westliche Ostsee zu gelangen. Also stellten wir den Motor wieder ab und am Sonntagmorgen setzten wir wieder Segel.

Der Sonntag auf See ist natürlich nicht vergleichbar, mit einem Sonntag zuhause an Land. Zwar muss immer noch nach anderen Schiffen Ausguck gehalten werden und am Ruder das Schiff auf Kurs gehalten werden, doch findet nach der vierstündigen Wache kein weiteres Programm mehr statt. So nutzten wir die freien Stunden, um etwas Schlaf nachzuholen, telefonierten mit den Liebsten zuhause oder entspannten uns an Oberdeck. Nachmittags verwandelten wir die Messe in einen Kinosaal und schauten uns „Master and Commander“ an; ein Historiendrama über eine Seeschlacht zur Zeit der Napoleonischen Kriege – genau das richtige für die jungen Offiziersanwärter.

Dass das Wetter mit dem Sonntag nichts anfangen kann, zeigte sich dann auch am Abend des selbigen: Der Wind drehte schon wieder und an eine Fahrt unter Segeln Richtung Kiel war nicht mehr zu denken. Also stieg die stehende Wache in die Takelage und barg ein Segel nach dem anderen. Mit Maschinenfahrt versuchen wir nun, gegen den Wind eine neue Position zu erreichen. So lange steht an Oberdeck eine verkleinerte Wache und unter Deck lässt dich der Rest der Besatzung vom Dröhnen und Vibrieren der Antriebsanlage in den Schlaf wiegen.

Beste Grüße vom Kapitän Klaus, seiner Crew und Berichterstatter Moritz Hoesch