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TÖRN 132.19 – Position 03.06.2019

Tagesbericht

Törn:                                    132.19
Datum:                                03.06.2019
Mittagsposition:              56° 32,8N 019° 21,8E
Das Wetter:                      Tolles Segelwetter
Titel/Überschrift:            Sail away

Es ist Wind aufgekommen, aber noch nicht wärmer geworden. Im Verlauf des Tages dann schönstes Segelwetter. Wir kamen phänomenal voran.

A propos ‚Glasen‘. Dieser schöne Brauch scheitert entweder daran, dass das wimmernde Glöckchen am Ruder vom Ausguck nicht gehört wird oder der Rudergänger nicht auf die Uhr schaut. Was schade ist. Schöner als mit den Schlägen der Bronzeglocke, die über das Meer hallen, kann man die Zeit der Wache und das Vergehen der Zeit überhaupt gar nicht markieren.

Ein Wort zum Koch, Thomas. Obwohl gehandicapt durch einen fehlenden Sidekick in der Kombüse servierte er uns heute eine wunderbare Fleisch-Gemüse-Pfanne mit Reis. Kleinere Timing-Probleme (die 0-4 stand bei der Wachübergabe erst einmal in Notbesetzung an Deck) treten da in den Hintergrund. In seiner relaxten Lebenshaltung dürften sie zu Recht gar nicht als solche wahrgenommen werden. Klingt da ein vielleicht ein wenig die Generation an, die sich aufgemacht hatte, die Welt wenigstens ein bisschen zu verbessern? Gitarre? Knocking on Heaven’s Door?

Abschleifen und Einölen der Nagelbänke und Mastgärten. Vorbei an Gotland, backbord, und Kleipeda, steuerbord.

Es gibt Tanker, erklärte Toppsi Roman, die aus Spekulationsgründen dahintreiben, etwa um abzuwarten, ob der Ölpreis wieder steigt. Eine Art Vorratshaltung der Reeder. An so einem kamen wir jedenfalls vorbei.

An Bord gibt es immer wieder Gespräche, die zu dokumentieren sich lohnen würde. Begegnen sich doch die verschiedensten Berufsgruppen und Altersstufen. Leider, leider: das übersteigt die Kapazitäten des Berichterstatters. So viel immerhin: es ging unter anderem um die verbrecherische Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg, um digitale Fotografie (Was macht man nur mit den vielen Bildern?), um die Reparatur von Autodellen, Atom-U-Boote, die eventuell um uns herumschwimmen, um diverse Urlaubsgeschichten und um den Unsinn der gigantischen Kreuzfahrtschiffe.

Noch ein Wort zu Beate: Sie hilft allen aus der Patsche, vor allem auch blauäugigen Berichterstattern, die sich auf die Temperaturangaben des Wetterberichts verlassen hatten. Aus den Fundstücken verschiedener Törns sortierte sie eine Fleece-Hose heraus, die die nächste Wache in der kalten Nacht deutlich erträglicher gestaltete.

Zum Abendessen Hawai-Toast für jeden. Einen. Immerhin. Wir wollen nicht meckern. Geschmeckt hat er.

Aus dem Leben der 0-4-Wache: An Deck noch einmal heller als gestern. Die Nacht vergeht mit Umbrassen. Der Wind hat weiter nachgelassen. Und es bleibt kalt. Als die Sonne aufgeht, ist es 3.45 Uhr. Wärmen tut sie noch nicht …

Es grüßen Kapitän Ingo, Matthias und der Rest der Crew