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154.21 – 15.04.2021 – Von Flaute bis zur Vollbesegelung

Datum:   15.04.2021

Mittagsposition:  54°15‘63N   007°10‘96E

Das Wetter:   Sonnig und unbewölkt mit eisigem Wind bei 7 ° C

Von Flaute bis zur Vollbesegelung

Nach ersten Einführungstagen in Bremerhaven mit Segelfachbegriffs-Input, dass einem der Kopf brummt, aber immer mit guter Laune gewürzt, die die gesamte Stammcrew verbreitet und einer gehörigen Portion euphorischer Vorfreude im Gepäck der aus der ganzen Nation angereisten Trainees, erleben wir seit heute Morgen unser großes Segelabenteuer auf offener See.

Noch verschlafen trete ich zur 4-8h-Wache an und befinde mich unter einem beeindruckenden Sternenhimmel, unter dem die Alex II dahinschaukelt. Erste Assoziationen an alte Kindheitspiratengeschichten kommen mir sofort in den Sinn. Über der Faszination über die gigantische Menge an Fallen, Tauen, Stagen, Segeln und dem, was sich selbst noch in der Dunkelheit an Deck verrichten lässt, vergesse ich fast meine Seekrankheit, die mich, seit wir auf offener See sind, heimgesucht hat. Was für ein Gefühl, am Ruder zu stehen, das leise Flüstern des Windes in den Segeln, das Knarzen der Blöcke im Ohr.

Ab früh morgens gibt jede Wache alles, um die Alex bei fast null Windstärk zum Laufen zu bewegen, so dass im Laufe des Tages sämtliche angeschlagenen Segel stehen. Und das Ergebnis kann sich sehen und erleben lassen: 6 Knoten holt die Mannschaft bei Vollbesegelung aus diesem wunderbaren Traditionssegler. Derweil laufen diverse Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten. Viele fleißige Hände, mit Labsaldosen im Anschlag und flinke Füße, klettern die Strickleitern hinauf oder sind im Klüverbaum zu finden, um der Alex II neuen Glanz zu verleihen.

Derweil unter Deck haben Oskar und Uwe, unsere Smutjes des Törns, wahrscheinlich den internen Wettbewerb am Laufen: wer es besser schafft, die Mannschaft auf diesem Törn zu mästen (oder sie haben sich sogar verbündet und machen gemeinsame Sache, der guten Laune nach zu urteilen, die einem bei jedem Kontakt mit der Kombüse entgegenschlägt)! Ich habe das Gefühl, dass ich permanent in der Messe bin und ständig feine Sachen kredenzt bekomme (Erst im Mast herumturnen auf der Wache und dann nix wie runter zur Messe, zum Mästen!!!).

Wer hätte gedacht, dass selbst ich, die im Alltag einen so leichten und kurzen Schlaf hat, komatös abgeschossen, aber sehr glücklich und beseelt schlafen kann. Bis einen morgens eine sanfte Stimme zur nächsten Wache ruft. Mit kribbeliger Vorfeude im Bauch drehe ich mich in meiner Koje zur Seite und werde von der Alex II sanft in den Schlaf geschaukelt.

(Ina aus Bremen – Ersttäterin auf diesem Törn)