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151.21 – 03.04.2021 – Die Küche ist der Hammer

Datum:   03.04.2021 – Samstag

Mittagsposition:   Esbjerg, Dänemark

Das Wetter:   bewölkt und sonnig

Die Küche ist der Hammer

„Guten Morgen lieber Rainer, es ist 7 Uhr. Wir haben 5 Grad, es ist trocken. Der Himmel ist klar und wolkenlos, der Wind weht mit 3 – 4 Beaufort. Deine Wache beginnt um 8 Uhr.“ Langsam gewöhne ich mich wirklich daran, einerseits so charmant geweckt zu werden, andererseits aber auch alle relevanten Informationen noch vor dem Frühstück „serviert“ zu bekommen.

Der Wind hatte nachts etwas nachgelassen. Mit Beginn der Wache war ich der erste Rudergänger und meine WachkollegInnen bargen nach und nach alle Segel. Es war eine relativ lange Einfahrt nach Esbjerg, da rechts und links der Fahrrinne sehr viele Untiefen sind. Die letzte Stunde fuhren wir unter Motor in den Hafen und legten mit der Steuerbordseite an. Und das alleine, ohne Lotsen und fremde Hilfe. Corona-bedingt durften, vor allem aber wollten, wir keinen Fremdkontakt haben, um den Corona-freien Status unseres Schiffes nicht zu gefährden. Dafür lies Icke mit einem Team eines der beiden Beiboote zu Wasser, fuhr an den Kai, zwei Crewmitglieder stiegen über eine Leiter auf den Kai, nahmen die Leinen entgegen und belegten diese an Land. Um 12 Uhr machte das Tankschiff auf der Backbordseite, also der Wasserseite der Alex-2, an uns fest, übergab uns den Tankschlauch und wir konnten Bunkern. Bei einer Füllkapazität von 20 Kubikmeter, also 20 Tonnen bzw. 20.000 Litern pro Stunde, hatten wir unsere 28 Kubikmeter, mehr ging beim besten Willen nicht in unsere Tanks, in ca. 90 Minuten vollgetankt. Um 14 Uhr waren wir mit allem fertig, um 14:30 Uhr legten wir wieder ab.

In der Zwischenzeit gab es Mittagessen: Kotelett mit Kartoffeln und Bohnen. Ich hätte mich reinlegen können. Knochen abnagen war erlaubt und die meisten Teller waren leergeputzt, dass tatsächlich nur noch die blanken Knochen auf den Tellern lagen. Um 15 Uhr war Kaffeezeit. Es gab frischgebackenen Butterkuchen vom Blech mit gehobelten Mandeln. Ich musste mich echt zurückhalten, um nach dem x.-ten Stück – genaue Anzahl vom Verfasser gestrichen bzw. nicht veröffentlicht – aufzuhören. Dazu gab es Melonenstückchen. Eine Hammer Kombination. Überhaupt ist das der Wahnsinn, was unser Maitre bzw. Chef Klaus – ja, auch auf Schiffen werden die Chefkochs so genannt – uns jeden Tag auf den Tisch zaubert und wie er uns versorgt. Das musste an der Stelle mal gesagt werden!

Gestern Abend, es war ja Karfreitag, hatte Klaus Fischplatten angerichtet. Alle Platten waren später leergeputzt. Jeden Morgen gibt es Ei, mal hart gekocht, mal als Spiegelei oder Rührei. Verschiedene Brote sind an Bord. Jeden Morgen bekommen wir frisch aufgebackene Brötchen. Mit verschiedenen Wurstsorten, Marmeladen, Honig und Nutella und immer auch frisches, kleingeschnittenes Gemüse, wie Paprika und Karotten. Und dass es heute frisch gebackenen Kuchen gab, war nicht das erste Mal – und wie ich Klaus mittlerweile kennengelernt habe, bestimmt auch nicht das letzte Mal. Abends gibt es dann eine Brotzeit, oft mit frischem Salat, manchmal werden die Reste des Mittagessens neu arrangiert, es ist immer für jeden etwas dabei. Und es liegt immer frisches Obst aus: Äpfel, Birnen, Orangen, Kiwis, Bananen, Trauben – ich kann gar nicht alles aufzählen.

Wenn ich jetzt noch erwähne, dass wir nachts, wenn wir um 24 Uhr mit unserer Wache fertig sind, den Kühlschrank plündern – und ich habe mir sagen lassen, dass das die Wache nach uns, die um 4 Uhr fertig ist, genauso macht – dann ist klar, warum morgens so viel Geschirr herumsteht. Fünfmal am Tag essen … Ich glaube, nach dem Törn muss ich mir ernsthaft Gedanken über eine Diät machen.

03.04.2021, Rainer Merkhofer