Törn: 102.21
Datum: 22.01.2021
Mittagsposition: 56°17’N 012°34,6’E
Wetter: 3°C, 5-6 Bft SW, bewölkt
Titel/Überschrift: Ein Tag vor Anker
Das erste Mal Wecken vor Anker, für die null-vierer Wache auf See normalerweise um 10:30, vor Anker um 7 Uhr. Da eine Ankerwache mitten in der Nacht gestellt wird, konnte ich das Ankern nicht zum Erholen nutzen. Dafür aber um festzustellen, dass ich müde für andere Menschen nicht wirklich erträglich bin.
Um 7:30 startete der Tag also zur Abwechslung mal mit Frühstück, anstatt mit Mittagessen. Nach dem Frühstück und der morgendlichen Musterung gestaltete sich der Tag also völlig anders als gewohnt. Zuerst ging es in den roten Salon für einen Vortrag des Ersten Offiziers, der uns eindrucksvoll durch die Geschichte der Großsegler führte. Von der HMS Victory, über die Flying P-Liner zu der Gorch Fock und abschließend zu unserer Alex. Mit diesem neuen Input ging es für uns zurück an die Arbeit. Seesack nähen. Unsere Wache stand ein wenig unter Zeitdruck, da der Abgabetermin für den Folgetag angesetzt war.
Übermüdet aber voller Tatendrang unterbrachen wir unsere Arbeit nur einmal für ein persönliches Gespräch mit dem Ersten Offizier. In einer kleinen Runde wurden uns alle Fragen bezüglich unserer Werdegänge und der Marine im Allgemeinen beantwortet. Wirklich gesprächig waren wir nicht, da langsam die Müdigkeit überwog. Aber die leidenschaftlichen Geschichten des Kapitäns sorgten wieder für gute Stimmung. Der Gedanke bei 30 Grad am Strand mit einem Gin Tonic zu sitzen war deutlich ansprechender als unsere Realität: Um die null Grad, Seesack nähen und nachts um 2 Uhr für eine Stunde aus dem Schlaf geholt werden. Das Gespräch erinnerte aber daran, dass die kleinen Dinge der Seefahrt, die schönsten sind.
Nach dem Abendessen neigte sich ein entspannter Tag vor Anker dem Ende zu. Den Seesack stellten wir zwar nicht fertig, aber uns ereilte einmal die Gewissheit einen der schönsten Arbeitsplätze der Welt zu haben.
Es grüßen von der Leeseite des Lebens
HptGefr (OA) Heise, Kapitän Immo von Schnurbein und die gesamte Besatzung