Blog

101.21 – 11.01.2021 – Von Starkwind, Halsen und dem Seesacknähen

Tagesbericht

Törn:                                    101.21

Datum:                                11.02.2021

Mittagsposition:              56° 03‘ N   010° 43‘ E

Das Wetter:                      5° C, trocken, leicht bewölkt, Wind 30 kn

Von Starkwind, Halsen und dem Seesacknähen

Für meine Wache begann der Tag, wie immer, gegen 03:30 h morgens. Bei einem Blick in den Spiegel blicken mich zwei riesige Augenringe an, hinter denen sich, mit viel Fantasie, auch ein Gesicht erkennen lässt. Nicht weiter schlimm, die Sonne wird erst aufgehen, wenn die nächste Wache aufzieht. Aussehen ist also zweitrangig.  Rein in die warme Unterwäsche und das Ölzeug, Mütze auf, Handschuhe an und den Toppsgurt holen, den man bei völliger Dunkelheit auf dem Mitteldeck anzieht. Nach 5 Tagen auf See ist das inzwischen Routine.

Aufgrund des starken Windes bewegten wir uns heute nur in einer kleinen Bucht, die uns vor zu starkem Seegang schützte, was vor allem den Besatzungsmitgliedern, die mit Seekrankheit zu kämpfen hatten, stark entgegenkam. Auf dem Plan der 4-8 Wache stand eine Halse zu fahren, aber zuerst musste das Großsegel gepackt werden. Eine Tätigkeit, die bei Dunkelheit und Wind doch noch mal etwas anspruchsvoller ist, als es am Übungsmast in Flensburg war. So waren vor allem die Kameraden aus dem Offizierslehrgang froh, als sie unbeschadet wieder an Deck standen und der Wind zumindest nicht mehr von unten kam. Die nun folgende Halse führten wir ohne Hilfe des Spills, also mit reiner Muskelkraft aus. Eine Erfahrung, die man gerne auch nur hin und wieder macht, vor allem, wenn man die kleinste Wache ist. Danach hatten sich alle das Rührei und den Speck zum Frühstück verdient und waren froh, noch einmal zwei Stunden schlafen zu können, bevor es zum Tagesdienst überging.

Dieser stand für unsere Wache heute ganz im Sinne des allseits beliebten Seesacknähens, eine Tätigkeit, in der ich mich nicht nur durch absolute Talentlosigkeit, sondern auch durch unerreichte Langsamkeit auszeichne, was dafür sorgt, dass ich den anderen oft wohl verdiente Pausen beschere, in denen sie auf mich warten. Nichtsdestotrotz haben wir es am Ende des Dienstes alle geschafft, der Fertigstellung ein bedeutendes Stück näher zu kommen und hoffen, dass wir das Projekt Seesack morgen beenden können. Aufgefrischt wurde diese Tätigkeit durch einen Vortrag des Bordarztes zum Thema Erste Hilfe an Bord, und natürlich Kaffee und Kuchen.

In der zweiten Wache des Tages (von 16:00h bis 20:00 h) fuhren wir dann eine weitere Halse, diesmal zur Freude aller mit Hilfe des Spills. Diese leitete auch den Rückweg nach Kiel ein, den wir von morgen an bestreiten werden. Alles in allem ein weiterer lehrreicher und auch anstrengender Tag, an dessen Ende sich alle Beteiligten ihr Softgetränk, ihren Tee, Kaffee oder ihr Bier reichlich verdient hatten.

Liebe Grüße von Bord wünschen die Crew der Alex II, der Käpt’n JP und der Obergefreite Kolander