Tagesbericht 08.08.2020
Mittagsposition: 055° 001,5‘ N 011° 002,2‘ E
Das Wetter: Heiter, Windstille
Ein Tag im Leben eines Trainees / „High Noon“ auf See
Immer noch kein Wind. Ist das ein Problem? Mitnichten – wir haben ja auf unserem Segelschiff einen Motor.
Für mich als Erst-trainee sind das ideale Bedingungen, um als Rudergänger so ein großes Schiff sicher steuern zu lernen.
Zwischendurch war die Abweichung vom richtigen Kurs so heftig, dass ich diesen Fehler nach unserer Wache mit einem „Frosch“ (so heißen auf der Alex die grünen Flaschen von Becks) mit unserem Kapitän Tilman wieder ausbügeln musste.
Plötzlich wurde im Dunst voraus ein großes Segelschiff, die „Dar Mlodziezy“ gesichtet. Ich konnte einen freundlichen Funkkontakt verfolgen zwischen den beiden Kapitänen, die seit längeren Jahren befreundet sind. Leider konnte Corona-bedingt keine gegenseitige Einladung ausgesprochen werden. Stattdessen wurde von beiden Schiffen ein Bereitschaftsboot zu Wasser gelassen (pünktlich 12 Uhr mittags)und ein „Rendezvous“ der Schiffsführer auf See fand statt, bei dem mit einem Frosch auf die Begegnung und die Freundschaft angestoßen wurde. Unsere Crew hat der „Dar Mlodziezy“ (Jugend) dann unser traditionelles 7-3-1 gegeben, unterlegt mit dem Schiffsgruß aus unserer Seekuh (das ist das uralte Signalhorn von der alten grünen Lady Alexander von Humboldt).
Die „Dar Mlodziezy“ ist als ein Vollschiff getakeltes Segelschulschiff für angehende Offiziere der polnischen Handelsmarine im Einsatz.
Es ging weiter unter Maschine nach Norden. Spannend war die Durchfahrt unter der Storebelt-Brücke (Großer Belt) mit 60 m Durchfahrtshöhe. Auf der Steuerbordseite konnte man die Insel Seeland sehen und gegenüber die Insel Fünen. Kurz danach sind wir nachmittags bei der kleinen, unbewohnten Insel Musholm wieder vor Anker gegangen.
Mit meiner ersten Ankerwache von 20.00 bis 22.00 Uhr ging ein erlebnisreicher Tag zu Ende.
Viele Grüße an Land von
Kapitän Tilman, der gesamten Crew und Berichterstatter Martin