Törn: 33423 – Travemünde nach Danzig
Datum: 02.06.2023
Mittagsposition: 55°02‘826 N , 017°31‘406 E
Das Wetter: heiter und klar, nur wenige Schönwetterwolken, 10 Grad in der Nacht
Titel/Überschrift: Ein etwas ‚rauher‘ Tagesbeginn mit einem phantastischen Ende
Tagesbericht 02.06.2023
Für mich begann der Tag eher ungewöhnlich: eigentlich hätte ich pünktlich um 23.55 Uhr zur Wachablösung an Deck sein müssen und auch wollen – aber es war heftiger Seegang – und so kam es, dass ich (wie auch einige andere an Bord) mit Seekrankheit zu kämpfen hatte und die Schicht nicht antreten konnte. Mit etwas Verzögerung bin ich schließlich dann doch an Deck gegangen, was generell ja auch hilft, mit der Übelkeit klar zu kommen und es ging mir dann auch allmählich wieder besser. Da wir schon nahe unseres Ziels in Danzig waren, war gestern aber auch ein Tag, an dem wir uns entschlossen, zwei Wenden zu fahren. Für Jollen- und Yachtsegler ist das ja eher kein großes ‚Ding‘….auf einem Rahsegelschiff aber eine vergleichsweise ‚große‘ Aktion, die möglichst viele Hände benötigt (daher war das sogenannte ‚all-hands-on-deck‘ angesagt) und bei der auch möglichst diejenigen helfen, die eigentlich keinen Dienst haben. Es macht aber auch viel Spaß, und es ist ein schönes Gefühl, wenn wir die (Rah-)Segel in die richtige Position gedreht (‚gebrasst‘) haben, die Segel gut stehen und die ‚Alex II‘ wirklich beginnt, sich in die gewünschte Richtung zu drehen. Heute versuchen wir es zweimal, – beim ersten Mal klappt es recht schnell, das zweite Mal müssen wir dann aber abbrechen und später wird letztlich eine Halse gefahren. Für mich ist es dann höchste Zeit, mich auszuruhen, denn es ist schon Abend und um 23.30 Uhr kommt der Weckdienst und meine nächste Nachtschicht begann. So habe ich mich nach dem Abendessen recht zeitig ins Bett gelegt.
Da ich ja vom Morgen des 2.6. keinen Bericht abgeben kann, erzähle ich kurz weiter, wie die Schicht und damit schon der nächste Morgen verliefen: wir teilen uns pro Stunde in einen Ausguck und eine/n Rudergänger/in ein – ich war dann ab 3.30 Uhr Ausguck. Dessen Aufgabe ist es, auf alle Dinge und Schiffe, die am Horizont erkennbar sind, zu achten und an den Steuermann zu melden. Momentan befinden wir uns südlich von Skandinavien und in der Nacht ist immer noch ein leichter Lichtschimmer zu sehen, so dass der Ausguck (auch durch den inzwischen voll erscheinenden Mond) verhältnismäßig leicht fiel. Dadurch konnte ich zudem vorne im Ausguck das faszinierende Farbenspiel des Sonnenaufgangs bewundern. Um 3.55 Uhr war es dann Zeit für das (übliche) Ritual, mit dem die aufkommende Wache von der abgehenden Wache begrüßt wird. Da die Sonne kurz vor dem wirklichen Sonnenaufgang stand, haben meine Mitstreiter der Wache und ich uns mit einem kleinen Frühstück (belegtes Brot) in der Messe versorgt und sind eiligst wieder an Deck zurückgekehrt, um vorne auf dem Bug zu verfolgen, wie die Sonne sich Stück für Stück den Horizont heraufarbeitete und ihre ersten Strahlen blicken ließ-ein einmaliges Bild über dem schimmernden Meer und ein Erlebnis, wie man es nicht alle Tage hat- aber das gilt ja für viele Erlebnisse hier an Bord!
Dieser schöne Abschluss meines Tages hat die Stunden der Übelkeit absolut vergessen lassen und es ist eine wunderbare Erinnerung an diesen Törn!
Trainee Anja