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184.21 – 19.07.2021 – In den Ostschwedischen Schären

Datum:   Montag, 19.07.2021

Mittagsposition:   Vor der Schäre Rammen, nördlich von Göteborg

Das Wetter:   Ca. 20 Grad, bewölkt

 

In den Ostschwedischen Schären

Nachdem sich am gestrigen Sonntag der Wind im Laufe des Vormittags wieder etwas beruhigt hatte, lies Kapitän Tilman nach dem Mittagessen den Anker lichten. Und dieses Mal legten wir ab unter Segeln – ohne Maschine. Also das ist nur hohe Segelschule, das ist schon hohe Segelkunst – Level 3. Dieses Manöver wurde von unserem 1. Offizier und Kapitäns-Stellvertreter Harald gefahren.

Wir setzen nach und alle Segel und segelten Richtung Göteborg. Es war ein wunderschöner Segeltag. Wir segelten die Nacht durch und was noch viel schöner war, war das Durchfahren der Schärengärten nördlich von Göteborg. Was für eine traumhaft schöne Landschaft. So ein Häuschen direkt am Wasser hätte ich auch gerne. Am besten direkt mit Badesteg für das all-morgendliche Schwimmen und Anlegesteg für das eigene Boot – das wär´s. Und was für ein Verkehr dort herrschte. Halb Schweden schien sich dieses Fleckchen für den Bootsausflug ausgesucht zu haben. Es war einfach nur schön – wir genossen die Sonne und den Moment.

Wer hatte mich (eigentlich) heute geweckt? War das … ach egal? Bei diesen Eindrücken hatte ich das schon wieder vergessen.

Noch vor dem Mittagessen ankerten wir vor der unbewohnten Schäre Rammen. Das Beiboot wurde ausgesetzt und Kapitän Tilman schwärmte mit unseren beiden Toppsis Katrin und Meike, die von uns nur liebevoll ‚Die Zwillinge‘ genannt werden, aus, um einen optimalen Anlegeplatz zu erkunden. Als sie zurückkamen war bald schon Mittag und nach dem Mittagessen schwärmten alle aus und wurden Boot für Boote übergesetzt, um die Insel zu Fuß zu erkunden.

Es tat gut, sich nach einer Woche an Bord für ein, zwei Stunden die Füße zu vertreten und eine kleine Wanderung über die Schäre zu machen. Von jedem kleinen Hügel gab die Schäre eine andere traumhafte Aussicht auf die Nachbarschären und die See frei. Herrlich. Wir blieben minutenlang stehen und genossen den Ausblick.

Nach dem Abendessen setzte eine abenteuerlustige kleine Truppe nochmals auf die Schäre über – Kapitän Tilman gab die Anweisung, dass um 20 Uhr das letzte „Taxi“-Boot zurück an Bord fährt. Die Truppe wollte in einer anderen, seichten Bucht noch eine Runde schwimmen gehen. Ich war natürlich dabei. Das Wasser war traumhaft und in der kleinen Bucht bestimmt noch ein bis zwei Grad wärmer als ansonsten die ca. 20-21 Grad, die wir täglich messen.

Als alle wieder an Bord waren hievten wir den Anker, fuhren unter Motor aus dem Schärengarten wieder hinaus auf die See, der Abendsonne entgegen. Als wir Kurs Richtung Süden eingeschlagen hatten, begegneten wir der AIDA, die ganz offensichtlich gerade in Göteborg abgelegt hatte. Es war fast schon ein kitschiger Anblick, wie die AIDA im Sonnenuntergang an uns vorbeifuhr. Trotzdem waren wir nicht neidisch. Ganz im Gegenteil. Wir bedauerten die Gäste auf der AIDA eher. Schicki-Micki und Langeweile brauchen wir nicht. Wir haben Seemannschaft, Kameradschaft, Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Selbstdisziplin, Verantwortungsgefühl, Anpassungsfähigkeit, Leidenschaft und jeder Menge Spaß. Wir sind „infiziert“ mit dem grünen Virus – wobei diese beiden Worte in diesen Zeiten ja eher „schwierig“ zu benutzen sind. Sch… auf die political correctness – die Worte passen einfach!

Darf man (eigentlich) geil sagen? Was für ein geiler Tag!

Rainer Merkhofer