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184.21 – 17.07.2021 – Hier kannst Du was erleben, hier wird Dir was geboten

Datum:   17.07.2021

Mittagsposition:   Östlich von Greena, auf dem Weg ge´n Norden

Das Wetter:   Deutlich über 20 Grad, strahlend blauer Himmel

 

Hier kannst Du was erleben, hier wird Dir was geboten

„Hallo Rainer, guten Morgen. Es ist 7 Uhr, Deine Wache beginnt um 8 Uhr. Wir haben schönes Wetter mit ca. 20 Grad und es ist trocken.“ Auch Männer können freundlich Wecken. Auf meine Rückfrage, ob noch Segel gesetzt seien, verneinte Jens. Der Grund dafür war klar, wir wollten zum Bunkern in den Industriehafen von Grenaa einlaufen.

Kaum an Deck und pünktlich zu Wachbeginn, nein nicht um 0800, sondern 5 Minuten vor der Zeit ist der Mannschaft Pünktlichkeit, waren wir auch schon unmittelbar vor der Hafeneinfahrt. Wir richteten die Festmacher, die Techniker bereiteten sich auf den Tankvorgang vor. Das ist nicht einfach so, wie bei einem Auto: Tankrüssel in den Tankstutzen einhängen, draufdrücken und fertig. Das sind große Rohre, an die ein mehr als armdicker Schlauch angeschraubt wird. Vorher muss der passende Adapter montiert werden und ein Feuerlöscher für den Fall der Fälle bereitgelegt werden. Wir tankten ca. 46 m³ Treibstoff, das sind ca. 41.000 Liter in etwas mehr als 1 Stunde – das ist mal eine Hausnummer. Wie lange dauert das gleich noch mal, wenn ich 41 Liter in mein Auto tanke … ? Dafür brauchen wir aber auch alleine für den Stromgenerator täglich ca. 400 Liter. Das sind ganz andere Dimensionen, als wir sie von zu Hause gewöhnt sind.

Interessant war auch, dass bei der Hafeneinfahrt 2 Bohrtürme standen, die normalerweise niemand zu Gesicht bekommt und die wir nur vom Fernsehen kennen. Das sind Dimensionen, die nur schwer vorstellbar sind, wenn man sie nicht gesehen hat – beeindruckend.

Wir fuhren wieder hinaus auf die Ostsee und setzten Segel. Der Wind blies mit 3-4 Windstärken aus Nordwest. Die Nord-Komponente der Windrichtung passte nicht ganz zu unserem Kurs, denn wir wollten ja nach Norden in den schwedischen Schärengarten. Aber es war sonnig, ein strahlend blauer Himmel, man musste aufpassen, dass man nicht Sonnenbrand bekommt.

Plötzlich rief jemand Delfine an Backbord. Wir rannten alle nach Backbord und tatsächlich war dort eine kleine Delphin-Schule mit vielleicht 8-10 Delphinen zu sehen. Leider tauchten sie schnell wieder ab und waren so schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht sind. Noch bevor ich die Kamera zücken und sie fotografieren konnte, also zu schnell für mich – wie schade.

Etwas später kam die Nobile hinter uns in Sicht – Kapitän Tilman hatte sie schon früh auf dem Radar ausgemacht. Mit der Nobile verbindet die Alex-2 eine langjährige sportliche Rivalität und Segelkameradschaft. Der ca. 20 Meter lange Gaffelschoner zog dann auch ca. 30 Minuten später an uns vorbei. Die Segelkameraden grüßten mit einer 2-fachen La-Ola-Welle und wir antworteten mit einem 7-3-1 auf die Nobile. Wie schön sind doch solche Rituale.

Ich hatte mich nach dem Abendessen noch eine Stunde „auf ´s Ohr gelegt, um ausgeruht für meine Wache zu sein, die um 2000 begann. Als ich geweckt wurde, wurde mir gesagt, dass ich mich warm anziehen soll, nicht wegen der Temperatur, die lag unverändert bei ca. 20 Grad, sondern weil der Wind ordentlich blies. Tatsächlich hatte der Wind im Laufe des Nachmittags aufgefrischt und blies zu Wachbeginn mit ca. 6 Windstärken, in Böen auch schon mal mit 7. Wir hatten eine Schräglage vom Allerfeinsten. Die Alex-2 lief wie auf Schienen. Der Wind hatte den Himmel blitzeblank geputzt und die Sonne verwöhnte uns – mal wieder, muss man schon sagen – mit einem traumhaften Sonnuntergang in allen erdenklichen rot- und orange-Tönen. Was für ein schöner und ereignisreicher Tag.

Rainer Merkhofer