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184.21 – 16.07.2021 – Ein bisschen Wind wäre schön 

Tagesbericht

Törn:                                    184.21

Datum:                                16.07.2021

Mittagsposition:              Irgendwo westlich von Musholm, auf dem Weg nach Grenaa

Das Wetter:                      Ca. 23 Grad, strahlend blauer Himmel

Titel/Überschrift:            Ein bisschen Wind wäre schön

„Where it began, I can´t begin to knowing. But then I know it´s growing strong. Was in the spring. And spring became the summer. Who´d habe believed you´d com along. Hands, touching hands. Reaching out, touching me, touching you. Sweet Caroline. Good times never seemed so good. I´ve been inclined. To believe they would.“ So schallte es heute Morgen um 7 Uhr aus den Lautsprechern. Ich wollte gerade anfangen, schlaftrunken mitzusingen, als die Stimme von Neil Diamond durch eine säuselnde Frauenstimme unterbrochen: „Guten Morgen liebe Besatzung der Alex-2. Es sind schon über 20 Grad, der Himmel ist strahlend blau und gleich gibt es lecker Frühstück.“ Das ist doch die Stimme von Elife aus meiner Wache, also der 8/12er – was macht sie denn so früh schon im Kartenhaus. Ich muss sie später mal fragen.

Es war phantastisches Wetter nur leider hatten wir keinen Wind. Aber es gibt ja immer etwas zu tun und so hatten wir am Vormittag einen Erste-Hilfe-Kurs von unserem Schiffsarzt Axel, von allen liebevoll Doc genannt. Er erklärte uns, wie wir die Seekrankheit behandeln, kleinere Verletzungen versorgen über Verätzungen bis hin zur Reanimation und Benutzung des Defibrillators, den wir auch an Bord haben. Wir sind bestens an Bord ausgerüstet – sicher ist sicher.

Nach dem Mittagessen war Bootsmanns-Arbeit angesagt. Da die Alex-2 ein Schiff aus Stahl ist, das permanent den Elementen, wie Wind und Salzwasser ausgesetzt ist, ist es notwendig, regelmäßig für die Instandhaltung zu sorgen. Dazu gehört es, den Rost an allen möglichen und oftmals auch schwer zugänglichen Stellen mit Hammer und Schleifer zu entfernen. Dann zu grundieren und neu zu streichen. Tony und ich hingen im Rigg und fetteten die Ketten der Rah-Fallen ein. Schon eine tolle Aussicht da oben. Aber wir sind ja nicht hier oben, um die Aussicht zu genießen. Und als so in 30 Metern Höhe im Gurt hing, um meine Arbeit zu erledigen, hatte ich – ich geb ´s ja nicht gerne zu, aber auch Ehrlichkeit gehört dazu – doch schon gehörig Respekt – manche würden auch sagen, die Hosen voll. Danach haben wir nach einem festgelegten Schmierplan – ja, auf der Alex-2 ist alles vorbereitet und hervorragend organisiert – alle Scharniere geschmiert. Mein T-Shirt sieht aus …

Um 16:30 gab es dann einen Schulungsblock mit den Zwillingen. Katrin und Meike erklärten uns, wie das Mann-über-Bord Manöver abläuft, welche Rettungsmittel wir an Bord haben, wo die Rettungsinseln sind und wie diese „bedient“ werden. Die Schulungen sind für alle, hauptsächlich aber für die Anwärter, die am Ende der Reise eine Prüfung zum Leicht-Matrosen oder Matrosen ablegen wollen oder auf dem Weg dahin sind.

Zum Abendessen kam Wind auf. Kapitän Tilman besprach mit den Steuerleuten den weiteren Verlauf unserer Reise, denn es ist geplant, am Samstagmorgen in Grenaa zum Bunkern (Treibstoff tanken) anzulegen. Als wir, also die 8/12er Wache dran war, setzten wir direkt Segel – 4 Segel am Vortopp, 1 Segel am Großtopp und mehrere Stagsegel. In weniger als einer Stunde lief die Alex-2 wie auf Schienen mit ca. 5,5 Knoten durch die Ostsee.

Die Sonne ging unter und beleuchtete gegen 22 Uhr den Himmel mit allen Farben in allen rot-orange-Tönen. Und wir hatten Wind. So haben wir den Tag optimal genutzt, haben viel gelernt, wurden mit einem traumhaften Sonnenuntergang für den heute fehlenden Wind entschädigt und konnten am Tagesende noch das machen, was wir am Liebsten machen und warum wir hier sind: Segeln.

Rainer Merkhofer