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151.21 – 30.03.2021 – In den schwedischen Schären

Datum:   30.03.2021

Mittagsposition:  Stenholmen, Schären Schwedens

Das Wetter: bewölkt

In den schwedischen Schären

„Es ist 7 Uhr, lieber Rainer, Du wolltest geweckt werden.“ Ob ich mich so langsam daran gewöhne? Interessant und wichtig ist vor allem die dann folgende Information von Sandra: „Wir haben 7 Grad, es ist trocken. Der Wind weht mit 6 Beaufort. Deine Wache beginnt um 8 Uhr.“ Das Entscheidende ist die Temperaturangabe. Davon hängt ab, ob ich 3 oder 4 Lagen anziehe. Heute blieb es bei 3 – die Entscheidung war richtig. 7 Grad immerhin ein Grad mehr als gestern. Ob der Frühling schon so langsam …, nein, so weit wollen wir dann doch nicht gehen.

Heute waren wieder alle aus unserer Wache an Deck, es gab keine Seekrankheitsbedingten Ausfälle mehr und es hatte auch keiner Küchendienst. Nachdem die 4 – 8 Uhr Wache, also die Wache vor uns, schon das Großsegel geborgen hatte, war es unsere Aufgabe, die restlichen Segel zu bergen. Denn heute wollten wir in die Schwedischen Schären einlaufen und dort vor Anker gehen. Ich hatte mich als erster Rudergänger gemeldet. Als die ersten Felsen auftauchten, lies ich mich gerne ablösen. Da musste dann doch ein erfahrener „gefechtstauglicher“ Rudergänger ran und nicht so ein Novize wie ich. Ich war dankbar und mir fiel ein großer Stein vom Herzen, denn jetzt wurde es dann doch ziemlich eng zwischen den Schären. Die „letzten Meter“ steuerte unser Kapitän Tilman die Alex-2 mit dem Joystick konzentriert und mit einer Seelenruhe an ihren Ankerplatz. Dann fiel gegen 10:00 Uhr der Anker.

Zu der Zeit hing ich schon oben auf der zweiten Rah und befestigte die Segel. Eine Wahnsinns-Aussicht von hier oben. Schade, dass es so neblig war. Aber man darf nicht vergessen, wir haben immer noch Ende März. Die Ruhe war und ist grandios, die Szenerie einfach beeindruckend.

Dann wurde mit einem großen Feuerwehrschlauch das Deck gespült, denn so ein Anker aus Eisen setzt doch Rost an und dieser verteilt sich auf dem Deck, wenn der Anker bewegt wird. Und da wir ein schönes und sauberes Schiff haben wollen, haben wir buchstäblich mit Hochdruck einmal durchgespritzt. Dann wurde Klar-Deck gemacht, also alle Leinen und alles laufende Gut, das vom Bergen der Segel überall herumlag, an dem jeweiligen Platz sauber ausgeschossen und an den buchstäblichen Nagel gehängt. Dann war auch schon Zeit zum Mittagessen.

Direkt nach dem Mittagessen wurde eines der beiden Beiboote ausgebracht und jeder, der wollte, wurde auf die Schäre Stenholmen, vor der wir ankerten übergesetzt. Die Schäre ist zwar unbewohnt, aber dort ist Gorch Fock begraben. Auf seinem Grabstein steht, dass er „Der Deutsche Dichter der See“ war und 1916 als Matrose auf der „Wiesbaden“ in der Skagerakschlacht umgekommen ist. Er war einer von 13 Deutschen Soldaten des Krieges 1914/18, die auf diesem Grabfeld ruhen, das von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge unverändert gepflegt wird. Dieser Törn ist nicht nur segeltechnisch lehrreich, sondern wir werden sogar noch mit der eigenen deutschen Geschichte konfrontiert. Und das auf eine sehr anschauliche Art und Weise.

Übrigens: Die zweite Halse gestern Abend hat wie am Schnürchen geklappt. Unser Kapitän hat zufrieden gegrinst.

Viele Grüße von Bord der Alex-2

Rainer