Törnnummer 114.22
Kapitän Arno Schlamelcher
17. Mai 2022, Tag 09
Tag 9 unserer Reise. Der Himmel ist blau, es sind 14 Grad und wir haben Windstärke 4 aus Ost.
Eigentlich perfektes Segelwetter, wenn nicht der Plan gewesen wäre ,Bornholm zu umrunden. Da der Wind nun aber eben deutlich früher als vorhergesagt gedreht hat und aufgefrischt ist, werden wir vor Bornholm abdrehen und auf südlichen Kurs gehen. Auf diesem können wir direkt segeln, statt noch mehrere Stunden mit Maschine gegen Wind und Welle anzufahren.
Auf dem Weg nach Süden begegnen haben wir ein Marineschiff und müssen zu unserer Schande feststellen, dass wir weder die Nationale noch die Gastlandflagge gesetzt haben. Also ab auf das Kartenhaus und ins Rigg des Vortops um die Flaggen zu setzen.
Als wir am frühen Nachmittag das südliche Ende der Insel erreichen, entscheidet die Schiffsführung auf Gegenkurs wieder zu unserem Ausgangspunkt vom Morgen zurückzukehren, damit alle Wachen die Chance haben Bornholm auch zu sehen.
Möchte man einen Segler wenden, hat man mehrere Möglichkeiten: Die „Halse“ und die „Wende“.
Bei der Halse wendet man so, dass das Heck des Schiffes durch den Wind geht, während bei der Wende der Wind von vorne kommt, also der Bug durch den Wind geht. Die Wende ist durch die Takelung unseres Schiffes als Rahsegler das schwierigere Manöver, da eben der Wind von vorne in die Segel kommt und man Gefahr läuft sich „festzustampfen“, wenn die Segel nicht schnell genug von einer Seite auf die andere gebracht werden. Sprich das Schiff verliert komplett die Fahrt bevor es den Wind von der anderen Seite bekommt und die Segel wieder Vortrieb erzeugen. Aber tatsächlich klappt das Manöver im ersten Versuch und wie laufen nach kurzer Zeit wieder mit 7 – 8 Knoten auf nördlichem Kurs. Während des Manövers krängt das Schiff allerdings so stark, das uns das Frischwasser aus der Tankentlüftung ,,auf Steuerbord läuft. So bekommt man die Brassen auch nass.
Als wir gegen späten Nachmittag erneut das Nordende Bornholms erreichen ,,folgt dann auch noch eine Halse, um noch einmal andere mögliche Manöver zu probieren. Damit haben wir zwei Manöver an einem Tag. Das könnte Rekord auf diesem Törn sein. Nach der Halse liegen wir erneut auf süd-westlichem Kurs und passieren damit zum dritten Mal heute Bornholm.
Erneut südlich der Insel angekommen, fallen wir weiter ab bis auf Vorwindkurs in Richtung Westen. Damit haben wir die finale Etappe unserer Reise vor uns liegen.
Grüße von See von Kapitän Arno, Maris und der gesamten Crew.