Datum: 09.09.2025
Mittagsposition: 38°4,2´N / 10°29´O
Das Wetter: den ganzen Tag sonnig und abends ein wunderschöner roter Mond
Mein erster ganzer Tag auf der Alex II:
Der Tag begann um kurz nach 7 Uhr, als wir alle durch die Lautsprecher mit Musik geweckt wurden. Zudem wurde angesagt, wie das Wetter und die aktuellen Temperaturen sind, damit wir uns entsprechend kleiden können.
Zum Frühstück gab es Brotzeit und Pfannkuchen mit Apfelmus.
Danach trat ich meine Gangway-Wache an. Hierzu haben wir als erstes die Landleinen am Hafen geprüft, ob diese korrekt liegen. Im Anschluss wurde es dann auch schon ernst und die Sicherheitsgurte wurden ausgegeben und uns dabei geholfen sie das erste Mal anzulegen. Diese werden wir nun IMMER, wenn wir Wache haben, tragen.
Gegen 10 Uhr haben wir dann den Hafen von Malmö verlassen. Wir wurden noch in verschiedene Sicherheitsmaßnahmen (was tun bei Feuer? / wo ist meine Rettungsweste und wie trage ich sie richtig? / was tun bei Mann über Board?) eingewiesen und schon ging es los mit den ersten Jobs an Deck.
Wer wollte durfte zum ersten Mal ins Rigg klettern. Da war ich mit meiner Höhenangst raus und habe lieber von unten zugeschaut.
Nach einer kleinen Einweisung, was beim Ausguck zu beachten ist, habe ich den Vorgänger abgelöst. Jeder ist immer eine Stunde an seiner Position und wird dann abgelöst. Beim Ausguck steht man ganz vorne am Schiff und hält Ausschau nach allem was bis 90° rechts oder links vor mir zu sehen ist und eine Gefahr darstellen könnte. Wenn ich etwas sehe, gehe ich schnellen Schrittes (gerannt wird nicht auf der Alex!) zum Steuermann und teile ihm mit, was ich gesehen habe. Weiter gehört das Glasen zu meinem Job.
Der Steuermann beginnt das Glasen (läuten der Glocke) am Kartenhaus und vorne am Schiff, der der Ausguck hat, wird das dann noch einmal wiederholt. Ein Schlag sind 30 Minuten, zwei kurze Schläge sind eine Stunde. So weiß man auch ohne Uhr immer wie spät es ist.
Zum Mittagessen gab es Spaghetti mit Bolognese und einen Gurkensalat.
Um 14 Uhr hat uns unser Toppsi (Toppsmatrose) für weitere Anweisungen an Deck bestellt. Da hatten wir noch etwas Zeit für einen kleinen Mittagsschlaf bevor wir wieder an Deck gingen. Es folgten weitere Ansagen und uns wurde das richtige Belegung der Tampen (ja die haben alle andere Namen, die ich noch dringend lernen muss) geübt.
Um 15 Uhr hieß es dann Generalalarm! (das war nur eine Übung J)
Runter in die Kammer, Rettungsweste holen und entweder Backboard oder Steuerboard (je nach dem auf welcher Seite deine Kammer ist) aufstellen zur Musterung. Unser Toppsi war dann noch der Meinung uns ALLE Notausgänge zu zeigen, auch den, wo man erst noch tiefer ins Schiff geht und dann eine kleine enge Notleiter mit seiner Schwimmweste über der Schulter, zwei Stockwerke hochklettert, sich oben dann an die Rückwand lehnen musste um die schwere Luke aufzudrehen und das Dach hochzuklappen. Man habe ich geschwitzt, da musste ich ordentlich meine Höhenangst überwinden.
Um 17 Uhr konnte ich als Trainee noch die „Firefighter“-Übung beobachten. Alle die dafür ausgebildet sind, haben sich in volle Montur geschmissen und ein „Feuer“ gelöscht sowie eine „verletzte Person“ geborgen.
Und plötzlich war schon Zeit fürs Abendessen. Danach habe ich mir meine erste Dusche an Board gegönnt. Es ist sehr gewöhnungsbedürftig, denn wie alles auf der Alex II ist auch die Dusche echt eng und der Duschvorhang klebt immer wie eine 2. Haut an dir. Aber eine frische Dusche tut einfach immer gut.
Meine Nachbarin in der Kammer (sie schläft über mir und hat die gleiche Wache) und ich üben fleißig die Bezeichnungen für die ganzen Segel. Bei ihr klappt das schon ganz gut, aber ich bekomme das bestimmt auch noch hin – hoffentlich.
Um 20 Uhr startete dann unsere erste Nachtwache in der wir ordentlich zu tun hatten. Viele Segel haben wir gehisst und nahmen so Geschwindigkeit auf (wir segeln ja jetzt und fahren ohne Motor) weiter Richtung Skagerrak.
Das war mein erster Tag an Board der Alexander von Humboldt II und ich freue mich auf die weiteren Abenteuer die ich die nächsten Tage auf meinem Trip noch erleben werde.
Herzliche Grüße von Bord,
Bordberichterstatter Jessica, Kapitän Conrad und die ganze Crew