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Törn 33425 _ Hamburg nach Dublin _ Tag 11

Tagesbericht 2025-05-22 Donnerstag

– Elfter Tag auf dem Schiff, Seetag

In tiefer Nacht wird noch die 0-4 Wache von ihrer Nachfolgerin eingespannt, um die erste Halse des Tages zu fahren. Schwitzende Leiber, dicht aneinander gedrängt in rhythmischen Bewegungen, es fehlt nur die Musik. Das Manöver mit zwei Wachen im Dunkeln gelingt trotz der darkroomartigen Atmosphäre in etwas über 20 Minuten.

Tagsüber ruhige Fahrt auf See und für viele ein Highlight aus der Kombüse, es gibt saftige Hähnchenschenkel mit Rotkohl an Kartoffeln. Die vegetarische Alternative Sojageschnetzeltes lässt ebenfalls nichts zu wünschen übrig und füllt die hungrigen Mägen der Crew.

Die 0-4 Wache gibt ihrem Matrosen Thomas die Gelegenheit, ein persönliches Törnritual durchzuführen. Während die letzten Mitglieder der Wache es in die Großroyal schaffen, um dort noch das Segel frei zu zeisern, erklimmt er die letzten möglichen Stufen des Schiffs und berührt die Kugel. Die Zufriedenheit in seinen Augen danach ist unermesslich.

In einer wie verhext anmutenden Dopplung kommt es am frühen Abend zur zweiten Halse des Tages. Wieder führt die 4-8 dabei die Feder und schafft es mit Hilfe weiterer Freiwachen, in wenigen Minuten das Manöver erfolgreich zu beenden. Der Grund für die aufgeladen positive Stimmung dabei kann nur gewesen sein: Till, unser Eidgenössischer Steuermann, der die helle Kraft seiner Stimme nutzte, um unentwegt und mit lachendem Klang vom Achterdeck „Backbordbrassen klar!“ zu melden.

So schnell, wie die Halse gefahren, so schnell kommt auch die Ernüchterung. Toppsmatrose Moritz gibt im Anschluss das Kommando, alle Segel zu bergen. Dies soll aber nur ein kleiner Wermutstropfen sein im großen Meer, dass uns umgibt. Er verspricht: später am Abend können wir dann noch schwimmen gehen. Das Versprechen stellt sich als gewiefte Finte heraus. Ein paar Menschen gehen tatsächlich schwimmen, nur anders als wir alle dachten. Statt Bikini und Speedo legen ein paar wagemutige Crewmitglieder den Lebensrettungsanzug an und begeben sich ins kalte Wasser, um bei einer abgespeckten Person Over Board-Übung den Dummy zu spielen. So soll vor allem der kritische Manöverpunkt „Person an Bord des Beibootes hieven“ noch realistischer trainiert werden. Die Kombination aus Rettungsschlinge und Spineboard gelingt mit jedem Mal besser.