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TÖRN 182.20 – Position 12.11.2020

Mittagsposition:           ϕ 054°36,2‘N  λ 010°37,1‘E

Das Wetter:                 Erst neblig, dann bewölkt

 

Erlebnisse und Gedanken eines Mitfahrenden

 

Pünktlich um 0:00 Uhr zog meine Wache auf. So schwer es sein mag um 23:20 Uhr aufzustehen und die nächsten fünf Stunden wach zu sein, so lohnt es sich doch, wenn man es dann geschafft hat. Denn Momente in denen auf dem Achterdeck eines Segelschiffes ist, in die Sterne schaut und unter Kameraden und Freunden Geschichten erzählt oder einfach nur stumm zusammensitzt, möchte ich nicht missen.

Als Erstes wurden jedoch, wie jede Wache, die Posten der verschiedenen Notmanöver eingeteilt. Das ist erforderlich, um in einem Notfall schnell und entschlossen handeln zu können. Anschließend machten wir Klardeck, denn die Vorwache war ein Manöver gefahren und das Oberdeck musste wieder in Ordnung gebracht werden – Tampen mussten aufgeschossen werden. Nach einer kurzen Pause verlegten wir dann in die Messe zum Potackendrehen. Kartoffeln schälen klingt vielleicht mies, aber in der Messe ist es schön warm und so lässt man sich auch mal mehr Zeit und stillt nochmal den ein oder anderen kleinen Hunger. Denn schließlich sitzt man in der Messe ja an der Quelle ;).

Um 02:00 Uhr war ich an der Reihe Ausguck zu halten. Das ist wahrscheinlich der einzige Posten den man allein besetzt. Also stand ich eine Stunde alleine in der Dunkelheit, meldete dem Segeloffizier sich in Sicht befindliche Schiffe und ging gedankenlos meinen Gedanken nach. In dieser Wache passierte nichts Nennenswertes mehr, bis auf das Wecken. Denn dass man Vorgesetzten nicht alles glauben darf, merkte der Weckende leider erst nachdem er allen Angehörigen der nächsten Wache von bald auftretendem Platzregen – in einer sternenklaren Nacht – berichtet und ihnen zu regenfester Kleidung geraten hatte.

Um 10:30 wurden wir wieder mit einem Seemannslied geweckt und zu einem „All-Hands-On-Deck-Manöver“ auf das Oberdeck beordert. Folglich wurde jenes Manöver von der gesamten Besatzung unter der Leitung des ersten Offiziers der Gorch Fock bewältigt. Als erstes fuhren wir eine Wende. Dies hatten wir vor einigen Tagen, wegen zu geringen Windes, bereits erfolglos versucht. Dieses Mal funktionierte es jedoch ohne Probleme. Anschließend fuhren wir eine Halse, sodass wir die Alex einen Kreis vollführen ließen. Da wir jetzt schon über eine Woche zusammen unterwegs sind, schafften wir dies in nur 24 Minuten. Was für eine Teamleistung auf einem Großrahsegler!

Passend dazu möchte ich euch etwas erzählen, was mir während der Segelausbildung an der Marineschule Mürwik und dieses Törns klargeworden ist. Anfangs kann es schwierig sein auf so einem Schiff. Man muss nachts aufstehen, dauernd in der Kälte an irgendwelchen Leinen ziehen, bis die Hände schmerzen und wenn man in der Küche eingeteilt ist, von morgens bis abends durcharbeiten. Das Problem ist, dass man sich bei solchen Gedanken zu sehr auf die einzelnen Aufgaben fokussiert und so weder einen Sinn, noch die Notwendigkeit darin erkennt. Es lohnt sich jedoch einen Schritt zurückzugehen und das große Ganze zu betrachten. Ein solcher Segler wie die Alex bewegt sich nun einmal nur, wenn man ihn bedient, bzw. daran arbeitet. Genau wie die kleinen Segelboote in Mürwik nur fährt, wenn man Segel setzt und es durch die Förde manövriert. Auf so einem kleinen Boot kommt man sich unglaublich wichtig vor. Man setzt Segel alleine und kann es auch alleine steuern. Um die Segel zu packen braucht man vielleicht vier Hände. Aber dennoch, man hat direkt vor Augen, wie wichtig die eigenen Handgriffe sind und was sie bewirken. Aber genauso wichtig ist auch jeder einzelne, der hier auf der Alex an einem Tampen zieht, Teller abwäscht oder Kartoffeln schält. Denn dieses Schiff kann nur von einer ganzen Mannschaft gefahren werden. Wenn beispielsweise jemand alleine versucht den Großtop zu brassen, wird gar nichts passieren und wenn mal die Maschinen ausfallen, kann er das Schiff auch nicht mehr steuern. Und um mit diesem Großrahsegler die Weltmeere zu befahren ist jeder an Bord notwendig und ich bin stolz Teil von etwas so Großem zu sein. Etwas was größer ist als jeder Einzelne, aber ohne jeden Einzelnen nicht möglich wäre. Jetzt könnte ich noch den restlichen Tagesablauf aufschrieben, aber irgendwie fühlt es sich so an, als ob ich schon am Schluss des Berichts bin. Deswegen nur noch ein „Danke“ an die ganze Mannschaft und für jede Aufgabe, die hier an Bord wahrgenommen wird.

Ahoi, – ein Teil der Mannschaft – Gefreiter Schwarzkopf