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TÖRN 180.20 – Position 05.10.2020

Das Wetter: Sonne, Regen und Wind

Tag 3: Auf See

Ein herzliches Moin an alle an Land Gebliebenen!
Nachdem wir gestern von „Blexen Reede“ in die Nordsee gelaufen sind, empfängt uns diese heute Morgen mit 6 Windstärken aus südlichen Richtungen und einer ca. 2 m hohen See. Wir haben Helgoland schon hinter uns gelassen und steuern auf nördlichen Kursen parallel zur dänischen Küste.
Dieser Törn nach Kiel steht ganz im Zeichen der Ausbildung der Offiziersanwärter der deutschen Marine. Hierzu fahren neben der Alex-Stammbesatzung auch Segeloffiziere, Wachführer und weiteres Stamm-Personal der Gorch Fock mit und bilden sich einerseits gegenseitig weiter und andererseits werden die angehenden Offiziere ausgebildet. Sogar ein amerikanischer Austauschoffizier ist als Hörsaalleiter dieses Mal mit dabei.
Am heutigen ersten Tag auf See sollten allen Besatzungsmitgliedern erst einmal Seebeine wachsen, die Wachrhythmen müssen sich einspielen und das bisher gelernte theoretische Wissen, gepaart mit der Vorausbildung, muss im Alltag auf See angewendet werden. Die herbstliche Nordsee tut ihr Möglichstes dazu um die Bedingungen zu erschweren.… Der Milchreis zum Frühstück wurde also von einigen übersprungen.
Gegen Mittag flaute der Wind auf etwa 4 Beaufort ab, um dann gegen Abend wieder auf 7 bis 8 Windstärken aus südlichen Richtungen zuzunehmen.
Vormittags haben wir Sylt „rechts liegen gelassen“. Unsere Köche servieren zwar keinen Hummer, aber die mit Hackfleisch gefüllten Zucchini haben allen geschmeckt.
Kurz vor Mittag riss beim Brassen die Voruntermars am Backbord-Hals ein. Die 8-12 Wache bereitete also mit Unterstützung des Bootmanns und einigen Freiwächtern das Ersatzsegel vor. Im Anschluss wurde das beschädigte Segel abgeschlagen und nach dem Mittagessen frisch gestärkt das bereit gelegte Ersatzsegel angeschlagen. Ein lehrreiches Manöver und neue Arbeit für den Segelmacher, wenn wir in Kiel das gerissene Segel zur Reparatur geben.
Am Nachmittag gab es schon zum zweiten Mal auf diesem Törn einen Geburtstag zu feiern. Selbstverständlich mit einem anständigen Kuchen, der dann auch schon wieder von einigen von der Seekrankheit Genesenen verspeist wurde.
Zwar waren es heute den gesamten Tag über zwischen 14 und 16 Grad, aber zusammen mit Wind und Regen fühlt es sich doch kälter an. So kam es, dass kurz vor dem Wachwechsel auf die abendliche 8-12 Wache ein heftiger Regenschauer über uns hinweg zog. Auch die eine oder andere aufspritzende Gischt von an der Bordwand brechenden Wellen traf die Wache während des Brass-Manövers. In den Kammern und Gängen stehen jetzt ziemlich viele Seestiefel und hängt nasses Ölzeug zum Trocknen, damit morgen niemand in nassen Klamotten seine Wache antreten muss.
Doch wie können wir nasse Sachen auf See bei Regenwetter trocknen?
Die Alex hat eine 50 kW starke Heizung, die zusammen mit unserer Lüftungsanlage alle öffentlichen Bereiche des Schiffs beheizen kann. Zusätzlich kann die Besatzung die Temperatur in jeder Kammer individuell einstellen und zusätzlich im Bad die Fußbodenheizung nutzen um nasses Ölzeug zu trocknen. Und das mitten in der Nordsee…
Herzliche Grüße von Elektriker Matthias, Kapitän Jörg-Peter und der gesamten Besatzung von Bord!