Mittagsposition: noch immer Hafen von Las Palmas, Gran Canaria
Das Wetter: weiterhin sonnig, ordentliche Brise
Titel/Überschrift: erster Tag, erste Segel, erste Delphine
Der Tag beginnt um 7:00 Uhr mit dem allgemeinen Wecken und einem kräftigenden Frühstück
unserer Kombüsen-Crew (Roastbeef und frische Semmeln) geht ja gut los!
Entsprechend gestärkt treffen sich alle Punkt 8:15 Uhr an Deck zur Einweisung in ihren Wachen. Für
die Trainees, insbesondere jene, die zum ersten Mal an Bord sind, bietet sich nun ein Kaleidoskop
wirrer, nie zuvor gehörter Begriffe vom Teletubbie-Anzug über Wanten und Fußpferde bis hin zum
Glasen – womit freilich nicht gemeint ist, die Gläser zum Trinkspruch zu erheben. Zum ersten – oder
auch schon wiederholten – Mal dürfen die Landratten spüren, was der Spruch „eine Hand fürs Schiff,
eine für den Mann“ bedeutet. Und tatsächlich treibt die Rigg-Einweisung dem ein oder anderen doch Schweißperlen auf die Stirn. Ob aus Angst oder vor Anstrengung – man weiß es nicht. Schließlich legen die Null-Vier Wache bei der x-ten Auflage von „Alex II sucht die Superwache“ einen fulminanten Start hin, indem sie mit dem Vorstengestag das erste Segel des Törns setzen. Zwar nur zur Probe und für wenige Minuten, aber das muss man ja zu Hause nicht erzählen.
Der Maschinencheck der Jungs ist ebenfalls in Ordnung, damit steht dem Start dieses Törns nichts
mehr im Wege. Noch an der Pier liegend, kommt das Kommando zum ersten All-Hands-Manöver:
Proviant stauen! Wahnsinn, wie viel Fresskram in so einen Siebeneinhalbtonner passt. Und natürlich
hat der Futterkutscher noch eine weitere Ladung, sodass er eine gute Stunde später nochmal
anrückt, damit wir nicht auf Wurst und Käse verzichten müssen.
Kurz nach halb drei das erlösende Kommando: Alle Stationen besetzen, klarmachen zum Ablegen!
Gewusel an Deck, Leinen werden eingeholt, der Kapitän steht hoch konzentriert am Fahrstand und
bugsiert unter den wachsamen Augen des Lotsen die Alex von der Pier weg. Vorbei an drei
schwimmenden Plattenbauten, die fantasielose Namen wie „Mein Schiff 3“ tragen, dampft die Alex
aus dem Hafen. Schnell gesellen sich erstmal auf dieser Reise Delphine dazu und machen sich
offenbar einen Spaß daraus, neben dem Bug der Alex Sprung um Sprung zu vollführen.
Zum nachmittäglichen Wachwechsel heißt es für die Null-Vier und die Vier-Acht „Einmal Rundbrassen
bitte“, denn der Wind steht günstig. Die Brückencrew giert danach, dem Leitenden endlich das
Kommando zum Stoppen der Hauptmaschine geben zu können. Das erste Mal schallt das „Hol-weg“
übers Deck, Tampen rasseln durch Blöcke und unter Ächzen legt sich Rah um Rah nach Backbord.
Nach dem Abzug der Null-Vier Wache und dem Abentern des Kapitäns aus dem Rigg, der es sich nicht
nehmen lassen wollte, selbst zum Auszeisern auf die Rah zu klettern, erntet die Vier-Acht die Früchte
der Mühe und setzt die ersten Segel. Als sich die drei unteren Stagsegel, die beiden Untermarsen und
die Vorobermars im Wind ausbauchen, ergeht um 18 Uhr der Befehl, die Maschine zu stoppen. Die
Alex segelt. Eine gute Stunde später ist es stockfinstere Nacht und die Küste von Gran Canaria nur
noch anhand der vielen Lichter zu erkennen.
Grüne Grüße von Bord.