Datum: Freitag, 20.06.25
Mittagsposition: Bremerhaven, Labradorkay
Das Wetter: Sonnig, warm, wenig Wind (2-3 Beaufort), nachts 14 bis 16 Grad
Titel/Überschrift: Der erste Tag unserer Fahrt vom Wattenmeer zur Kieler Förde auf der Alexander von Humboldt II um Skagen
Liebe Alex-Fans,
Am Morgen des 20.06., ein schöner sonniger Tag, trudeln wir, Trainees und noch fehlende Stammbesatzung schon ab 7.30 nach und nach am Liegeplatz der Alex im alten Fischereihafen in Bremerhaven ein. Bereits vorhandene Mitglieder der Stammcrew empfangen uns schon jetzt an Bord. Das übliche Einsammeln der Ausweise und die Kabinenzuweisung erfolgen unkompliziert. Wir bekommen unsere Bettwäsche und beziehen unsere Kojen. In der Messe steht auch schon Kaffee und Obst bereit.
Alle treffen pünktlich bis spätestens 10 Uhr ein. Wir machen uns formlos mit der neuen Umgebung und den Mitfahrern bekannt. Wir wollen zwar alle gleich losfahren, aber es sind noch Wartungsarbeiten an Bord abzuschließen, und wir wollen beim Auslaufen das ablaufende Wasser des Tidenstroms für uns nutzen. Also kann es erst um 19.00 Uhr abends losgehen. Aber es gibt bis dorthin einiges zu tun.
Um 12.00 geben die beiden Smutjes mit dem Mittagessen ihren Einstand. Reiseintopf mit Gemüse und Fleisch, schmeckt lecker, gibt sogar einen Nachtisch.
Nach dem Essen begrüßt uns Richard, unser Kapitän. Es erfolgt die Vorstellung der Stammcrew und die Einteilung in die einzelnen Wachen, 0-4 Uhr, 4-8 Uhr 8-12 Uhr. Die wichtigsten Informationen werden vermittelt. Ich werde in die 8-12 Uhr Wache eingeteilt. Das heisst, Wache von 08-12 Uhr und von 20-24h. Nach dem Essen erfolgen Schiffsführungen in kleinen Gruppen zur ersten Orientierung und Sicherheitseinweisungen durch die Toppsmatrosen (Toppsies) und Matrosen.
Um 15.30 Versammlung aller Mann an Deck nach Generalalarm mit Schwimmwesten, die aber erst an Deck übungshalber angelegt werden.
Danach Ausgabe der Sicherungsgurte und die ersten Klettererfahrungen für alle bis zur ersten Saling der einzelnen Masten, meine Wache übt am Fockmast. Fast alle trauen sich in die Wanten, auch wenn es für manche eine abenteuerliche Erfahrung ist. Wir werden aber von unserem Toppsi und unserem Leichtmatrosen (Leichti) perfekt angeleitet, so dass die Aktion zur Zufriedenheit abgeschlossen werden kann.
Um 18.00 gibt es schon wieder etwas zu essen, Abendbrot. Wurst, Käse, Brot und Eier.
Um 19.00 Uhr laufen wir endlich los. Die Festmacher werden von einem Hafenarbeiter gelöst und von uns an Bord geholt. Alle sind an Deck, am Auslaufen ist aber nur die Stammcrew beteiligt. Kurzer Zwischenstopp mit erneutem vorübergehenden Festmachen in der Schleuse und endlich geht es der Weser entlang in Richtung frei Nordsee. Wir erreichen unter Motor und ohne Segel 10 Knoten.
Um 19.55 treten wir in unserer Wache pünktlich zur traditionellen Wachablösung vor dem Kartenhaus an. Der erste Dienst unserer Wache beginnt um 20.00 Uhr. Langeweile kommt nicht auf. Wir werden in kleinen Gruppen von unserem Topsi und unserem Leichti in die Routineaufgaben eingewiesen: Ausguck, Rudergänger, Feuerrunde, Weckrunde, Wetterkontrolle. Viel Information in kurzer Zeit.
Die ersten Seemeilen legen wir bei schlechtem Wind, aber sonst sehr angenehm warmen und trockenen Wetterverhältnissen unter Motor unter Ausnutzen des Gezeitenstroms zurück. Zur Stabilisierung setzen wir drei Stagsegel: Vorstengestag-, Großstengestag- und Besanstagsegel.
Ganz schön viel Arbeit, danach Aufklaren der Leinen, und wir können die restliche Zeit bis zur pünktlichen Wachablösung um Mitternacht bei einem schönen Sonnenuntergang genießen. Nach Ablösung schaffen nur wenige Mitsegler noch einen kleinen Umtrunk, die meisten gehen gleich müde und mit vielen neuen Eindrücken in die Koje zum Schlafen.
Herzliche Grüße von Bord,
Bordberichterstatter Wolfgang, Kapitän Tefsen und die ganze Crew