Tagesbericht
Törn: 132.19
Datum: 06.06.2019
Mittagsposition: 59° 57,5 N 026° 27,1 E
Das Wetter: Die Ostseewetter zum Kartenhäuser bauen
Titel/Überschrift: Ein Tag mit dem Unterwasserbesan
Für den Vormittag ist ein Generalalarm angekündigt, der dann leise ausfällt. Trotzdem findet die Übung des Feuerschutztrupps statt, eine der vielen Übungen, um die Sicherheit auf der Alex zu garantieren. Dabei waren die Trainees doch so gespannt, wie sich das verheißungsvoll angekündigte laute Tuten tatsächlich anhören würde.
Wenn in der Messe eine Neonlampe flackert, kann man diese Tatsache auf einer Mängelliste vermerken und siehe da, am nächsten Tag ist sie ausgetauscht. Es sind nicht etwa die Heinzelmännchen, die diese Wunderdinge vollbringen, sondern die Leute im Hintergrund wie Klaus der Elektriker, der hier stellvertretend genannt werden soll.
Was bei diesem Törn auffällt, sind die vielen Paare und familären Verbindungen: Mütter und Töchter, Väter und Söhne, dazu ein russischer Junge, der auf sein Englisch angewiesen ein wenig am Rande des Geschehens blieb. Bei ihm waren wohl die Eltern der Meinung, er müsse so einen Törn einmal mitgemacht haben. Auch sah man gelegentlich Alexander, den Jüngsten auf dem Törn, in der Messe Kartenhäuser bauen. Was weitere Informationen zu Wetter und Wind erübrigt: Die Kartenhäuser sind nicht eingefallen!
Ein weiteres Indiz für die allgemein entspannte Wetterlage: Wer Ruder ging, war nicht gerade beschäftigungslos, aber den vorgegebenen Kurs, Eins-Null-Null einzuhalten, erforderte nur minimalste Korrekturen am Ruder. Die Alex hinterließ im Wasser ihre schnell wieder verschwindende Spur wie mit dem Lineal gezogen. (Ok, das ist ein bisschen übertrieben).
Noch einmal muss heute das Essen samt seinem Urheber Thomas erwähnt werden: Schweinemedallions mit Bratkartoffeln und Salat: Es war herausragend!
Die Zukunft der Alex scheint gesichert. Wer aufmerksam war, konnte in den letzten Tagen bei einigen Trainees glänzende Äuglein und einen auffälligen Eifer bei allen schiffsbezogenen Aktivitäten wahrnehmen. Es handelt sich dabei mit Sicherheit um vom so genannten ‚Grünen Virus‘ Befallene, die ihre weitere Zukunft in der Seefahrt sehen. Klugerweise werden sie vom Stamm schnell unter die Fittiche genommen, damit den Träumen auch Taten folgen und aus Trainees zumindest Leichtmatrosen werden.
Aus dem der Leben der 0-4-Wache: Wenn kein Wind herrscht, braucht man keine Segel. Außerdem kam Sankt Petersburg (durch den ‚Unterwasserbesan‘ = Motor ermöglicht) in gleichmäßigem Tempo immer näher. Da wir dort natürlich im Sonntagsstaat erscheinen wollen, wurde zur allgemeinen Freude der Wache Segelpacken angesetzt. Nichts Schöneres, als auf die Rahen zu klettern und das Schiff von oben zu bewundern, Blick auf den Horizont, und dem sperrigen grünen Segeltuch Ordnung beizubringen. Nachdem die Arbeit erledigt war, animierte Toppsi Roman die Wache als Sänger und Vortänzer zu hörenswerten Wechselgesängen, die jedem Seemannschor zur Ehre gereicht hätten. Jetzt wäre natürlich noch zu berichten, was von 0 bis 4 Uhr geschah. Das wird leider für immer im Dunkel (na sagen wir mal, Halbdunkel) bleiben, da der Berichterstatter im Bett lag und angenehm schlummerte: Wegen Backschaft am nächsten Tag von den gewöhnlichen Pflichten befreit.
Es grüßen Kapitän Ingo, Matthias und der Rest der Crew