Datum: 09.05.2025
Ein Jugendtraum wird wahr – mein erster richtiger Törn auf der Alex
Wer in den 80ern groß geworden ist, erinnert sich vielleicht noch an die Beck’s-
Werbung mit dem Segelschiff mit den grünen Segeln. Ich jedenfalls war damals sofort
Feuer und Flamme – und dachte: Da mal mitsegeln! Wie großartig wär das denn?
Leider genauso unrealistisch wie ein Ausflug zum Mond.
Fast 35 Jahre später, bei einem Business-Coaching, fiel mir dieser alte Traum wieder
ein. Ich fing an zu recherchieren – und konnte mein Glück kaum fassen, als ich erfuhr,
dass man wirklich auf der Alexander von Humboldt II mitsegeln kann!
Die größte Hürde war dann erstmal familiär: interne Verhandlungen. Danach begann
die Suche nach einem freien Törn – 2025 schien bereits komplett ausgebucht. Im
Januar schaute ich rein aus Neugier nochmal auf die Website – und siehe da: Vier
freie Plätze für den Törn vom 5. bis 8. Mai von Bremerhaven nach Hamburg! Ich
buchte sofort.
Einen Tag später: Ernüchterung. Buchungsfehler. Kein Platz.
Ich war am Boden, schrieb eine Mail – und wurde gehört.
Wenige Tage später kam die erlösende Nachricht: Ich bin dabei!
Über das Alex-Forum fand ich schnell Kontakt zur Crew. Jochen, den ich aus
Travemünde kannte, half mir mit all meinen Fragen – sogar mit dem Ölzeug seiner
Frau!. Manni lud mich in die Stammtisch-WhatsApp-Gruppe ein. Dort bekam ich tolle
Tipps zur Anreise, es stand sogar mal kurz die Möglichkeit im Raum, doch schon am
Vortag an Bord zu gehen. Das hat dann allerdings leider nicht geklappt.
Am Abend vor dem Törn meldete sich Bruno: Er würde mich am nächsten Morgen
einsammeln. Dabei kannte mich von allen nur Jochen! Ich war überwältigt von der
Hilfsbereitschaft – ganz ehrlich: Das war kein normaler Umgang. Das war Familie!
Am nächsten Morgen dann: Ankunft, Einsteigen, Begrüßung, erste bekannte Gesichter
– und direkt Auslaufen. Keine Theorie, sondern gleich anpacken. Ich war in der
sogenannten „Altherrenwache“ (8/12 – von 08:00 – 12:00 Uhr und 20:00 – 24:00 Uhr) – der Name erklärte sich
von selbst, tat der Stimmung aber keinen Abbruch.
Noch vor dem Ablegen war klar: Ich bin angekommen.
Am zweiten Tag erwischte mich der Seegang dann doch: ein kurzer Gruß an die Fische
vom Heck aus. Aber nach der Backschaft ging’s wieder aufwärts – und ich habe tief
und fest geschlafen.
Der folgende Tag war sonnig, aber fast windstill. Wir setzten trotzdem mehrere Segel –
und mussten sie bald wieder bergen. Ich durfte Rudergehen (großartig!) und Ausguck
machen (respektheischend!).
Im Rigg war ich dreimal: beim ersten Mal zögerlich, beim zweiten Mal sicher auf der
Rah, beim dritten Mal dann beim Packen des Großsegels. (Anmerkung: Es war das am besten
gepackte Segel, als wir in Hamburg eingelaufen sind.) Was für ein Gefühl!
Das Captains Dinner war der perfekte Abschluss. Ich hätte nicht gedacht, wie viele
Baguettes mit Knoblauchbutter ein Mensch drauf essen kann. Knoblauchbutter
war allerdings auch fantastisch. und für mich ging die Party danach bis zwei.
Am nächsten Morgen: Anlegen in Hamburg. Noch ein bisschen helfen, Tampen
aufschießen, neue Ladung verstauen – und dann Abschied nehmen. Schweren Herzens.
Am liebsten wäre ich sofort wieder umgedreht.
Ich kann den nächsten Törn kaum erwarten. Vielleicht bin ich ja sogar zur Werftzeit
in Bremerhaven mit dabei, um die Alex für ihre nächste Reise klarzumachen.
Eins ist klar: der grüne Virus hat mich voll erwischt. Und soweit ich weiß, ist er nicht
heilbar.
Euch heute einen guten Tagestörn, ein schönes Hafenfest und grüß bitte alle von mir,
die noch an Bord sind und mich kennen.
Ich freu mich jetzt schon auf den nächsten Törn!
Liebe Grüße
Christine