Tagesbericht
Törn: 111.19
Datum: 02.04.2019
Mittagsposition: 45° 52‘ N 003° 18‘ W – auf Höhe der Ile d‘Oleron
Das Wetter: Wolkig, gegen Abend kalte Schauer, Wind West 5, gegen Abend zunehmend
Titel/Überschrift: Tag 8 der Reise – Segeln und Kämpfen
Nachdem wir zu Beginn des Törns die Segel eher wegnehmen mussten, weil kein Wind wehte, sah das heute ganz anders aus: vom kräftigen Westwind angetrieben, brauste unsere Alex so schnell dahin, dass wir Segel bergen mussten, weil wir zu schnell für unseren Plan, und zu Beginn der Nacht, weil der Wind zu kräftig wurde – das ist doch einmal ein ganz anderer und guter Grund für eingefleischte Segler! So kam es dann auch zu eindrucksvollen Kämpfen „Sechs gegen Einen“, wobei der „Eine“ – der Unterbesan – zeitweise recht unfaire Verstärkung durch unberechenbare Windböen bekam, sich aber letztendlich den sechs Matrosen und Matrosinnen geschlagen geben musste und nun fein säuberlich an den Besan gefesselt vor sich hinschmollt.
Dazu kam die für diesen Törn noch ungewohnte Erfahrung der dauernden Schräglage, mit all ihren Herausforderungen, sei es beim Zähneputzen, Duschen oder heiße volle Töpfe durch die Kombüse tragen… aber das wurde dadurch gemildert, dass Wind und Zeitplan uns genug Luft gaben (im ersteren Falle sogar im wahrsten Sinne des Wortes), durch Halsen die Schräglage zu wechseln und so keine Beine und Waden zu einseitig zu belasten.
Einen besonderen Höhepunkt gab es schon am frühen Vormittag: nach vorzüglicher Bewährung und harter Prüfung (diesmal Vier gegen Zwei) haben Olivia und Roland heute die Hürde zum Leichtmatrosen genommen und damit unseren Stamm um zwei prächtige Kräfte verstärkt.
In der Kombüse fand heute ein Kampf gegen ganz andere Berge statt: nicht wie sonst der Versuch, unseren unersättlichen Appetit auf noch mehr Milchreis und Rührei zu stillen, sondern die Verwandlung wahrer Berge an Knoblauchknollen in köstlich gewürzte Butter – das lässt Vorfreude aufkommen auf unser Captain’s Dinner morgen Abend und macht dem Ausguck, der über dem Kombüsenabzug seine wachen Augen schweifen lässt, das Leben schwer.
Apropos morgen: da wollen wir gegen Mittag und hoffentlich mit wenigstens ein paar Segeln in die Gironde einlaufen, um dann gegen Abend am Ponton d’Honneur ganz nahe am Stadtzentrum von Bordeaux festzumachen – à la votre!
Heute ganz abgekämpft
Gerald