Datum: 04.09.2025
Mittagsposition: Fest an Land im Hafen von Arendal
Das Wetter: Tagsüber sonnig und trocken, 21 °C, Wind SW 6, nachts S 1 – 2
Liebe Alex-Fans,
nachdem der Abend in Arendal für die eine oder andere Wache etwas länger war oder man einfach auf See keinen durchgehenden Schlaf bekommt, wurde die Gelegenheit zum Ausschlafen großzügig wahrgenommen. In der Messe sah es beim Frühstück auf jeden Fall sehr leer aus. Wobei einzelne Hochmotivierte das halbwegs stabile Wetter nutzten, um der Enge an Bord zu entfliehen und an Land Sport zu treiben. Trotzdem schafften es bis zum Mittag alle nochmal an Land, um die Schönheit Arendals zu genießen, Postkarten zu verschicken, Souvenirs mitzunehmen oder das norwegische Gebäck zu probieren. Oder um mit dem gläsernen Fahrstuhl zur Aussichtsplattform über der Stadt zu fahren und das Panorama zu bewundern und festzuhalten.
Um 12 Uhr war der Landgang dann zu Ende, und alle Mitglieder der Bordgemeinschaft fanden sich zum Mittagessen ein, um gestärkt wieder in See zu stechen. Um 13 Uhr hallte es dann durch die „Alex“: „Klar zur Musterung!“ Die Toppsmatrosen stellten fest, dass die Mitglieder der Stammbesatzung und die Trainees ihrer Wachen vollzählig an Deck waren. Die Gangway wurde an Deck geholt, und um 13:15 hieß es „Leinen los!“
Während die „Alex“ dem Fahrwasser durch die Schären folgte, durften alle Interessierten wieder aufentern, um dieses Spektakel aus luftiger Höhe zu erleben. Allerdings nicht, ohne dabei gleich noch die Segel zu entpacken. Die Königsklasse der Plätze hatten dabei die Matrosen (-anwärter), die sich an den Royalsegeln zu schaffen machten und dabei über 20 Meter oberhalb der Wasserlinie an den Rahen nach außen kletterten. Aber wenn man nicht schnell genug fertig wird, kommt es weniger gemütlich, denn dann hat man einen ganz ordentlichen Hebelarm, an dem einen die Wellen des Skagerraks umherwerfen können, während der Wind an einem vorbeipfeift.
Auch an Deck war der Seegang deutlich zu spüren, als mit vereinten Kräften Segel gesetzt wurden. Bis zum Wachwechsel um 16:00 waren beide Untermarsen, die Fock, Vor- und Großstengestagsegel und Außenklüver gesetzt und bereits um 15:30 war die Maschine gestoppt worden. Und beim fliegenden Wachwechsel entfiel alles Förmliche, die 4-8-Wache spleißte sich direkt zwischen die 0-4-Wache an die Unterbesanausholer mit ein, und mit vereinten Kräften wurde der Himmel noch etwas grüner. Zugegebenermaßen die Lieblingsfarbe hier an Bord. Mancher hatte dabei so viel Spaß oder auch überschüssige Energie, dass er gleich zwei Wachen hintereinander gemacht hat und nur für ein Stück Geburtstagstorte das Deck verließ.
Und auch nach dem Wachwechsel wurde der Himmel über der „Alex“ grüner und grüner. Erstmal folgten die beiden Obermarsen. Was unterbrochen wurde, als auffiel, dass ein Zeiser die Großobermars noch an die Rah band. Wer hatte den denn am Nachmittag nicht geöffnet? Aber nach vorn schauen, ein Matrose entert auf und öffnet den Zeiser, während die übrige Wache das Groß setzt. Und so geht es, bis um kurz nach Sieben sind alle Rahsegel gesetzt sind und die „Alex“ gute Fahrt nach Ostsüdost auf halber Strecke zwischen den Küsten Norwegens und Dänemarks macht.
Um 20:00 folgt der Wachwechsel, und die 8-12-Wache übernimmt. Vom Achterdeck hat man dabei den Blick auf einen Sonnenuntergang, der fast aussieht wie gemalt. Was bleibt für heute noch zu tun?
Royalsegel zur Nachtbesegelung bergen. Um 21:15 werden die beide Royalsegelfallen gefiert und die Segel an die Rah geholt.
Und für mich persönlich heißt es nach sieben Stunden Vollgas geben nur noch: „An das Wachbier!“, „Klar an Deck!“ und „Genieße den Moment!“ Gefolgt von einem zügigen „An die Koje!“
Herzliche Grüße von Bord
Bordberichterstatter Lucas, Kapitänin Bärbel und die ganze Crew