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35624 – 26.07.2024 – Von Walen, laminaren Strömungen und einem Flux-Kompensator

Datum: 26.7.2024

Mittagsposition: 59°59,0`N 014°42,1`W

Das Wetter: 12 Grad, bedeckt, trocken

Liebe Alex-Freunde,
wir können es kaum glauben, jetzt sind wir schon den vierten Tag auf See!
Alle haben sich im Wachrhythmus eingefunden, die Seekranken laufen lägst wieder munter über Deck und die vielen neuen Freundschaften haben sich vertieft. Handys und andere Medien sind in den Tiefen der Reisetaschen verschwunden, die Nachrichten, gute oder schlechte, erreichen uns nicht mehr.
Wir leben in unserer eigenen grüne Welt und da geht es uns richtig gut!
Der Nordatlantik ist hier zwischen Island, Irland und den Faroer-Inseln leer, es sind keine anderen Schiffe zu sehen, keine Bohrinseln, keine Windparks und keine Sperrgebiete. Nur wir und das weite, scheinbar endlose Meer!
Und natürlich viele Meeresbewohner: Begleitet werden wir von vielen Meeresbewohnern. Verschiedene Möwenarten, Sturmvögel, Basstölpel und die niedlichen Puffins ( Papageientaucher) segeln akrobatisch über die Wellen und um unser Schiff herum. Immer wieder werden auch Wale und Delfine gesichtet. Ein Grindwal zog keine 10 Meter neben der Alex seine Bahn und ließ sich nicht von uns stören. Immer wieder tauchte sein mächtiger Rücken auf und noch lange war sein Blas zu sehen. Ein majestätischer Anblick!
Inzwischen haben wir uns der Zeit in Bergen angeglichen und befinden uns wieder auf UTC +2. Das führte zu einiger Aufregung an Bord:
Abends stellten alle ihre Uhren auf unterschiedliche Zeiten, um pünktlich zu ihrem Wachwechsel zu kommen. So kam es, dass sich alle drei Wachen plötzlich in einem anderen Zeit-Kontinuum befanden. Die Angst war groß! Würden wir es tatsächlich schaffen, uns alle bis zum nächsten Morgen wieder in der gleichen Zeit wieder zu finden? Was wäre, wenn eine Wache zu früh oder zu spät in die richtige Gegenwart zurückkommen würde? Würden sich Freunde und Familien bis Bergen nicht mehr sehen, weil sie sich versehentlich, um wenige Minuten verschoben, in der Vergangenheit befänden? Oder könnte es passieren, dass der hintere Teil des Schiffes noch in der Vergangenheit steckt, während der vordere Teil schon fröhlich durch die Zukunft segelt? Würde man dann womöglich ins Wasser fallen, wenn man durch das Schott nach hinten gehen wollte? Sollten vielleicht wir vorsichthalber schon einmal einen Flux-Kompensator bauen?
Aber die Sorgen waren unbegründet. Heute morgen trafen sich alle Crew-Mitglieder in der gleichen Zeit wieder.
So geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Gleich gibt es wieder eins der zweimal am Tag stattfindenden Ausbildungsmodule für die Leichti-Anwärter. Die Gruppe der 8-12-Wache „ Jugend und Alter forscht“ um Kapitän Tilman führt Feldstudien durch zum Thema „ Laminare und turbulente Strömungen und ihr Einfluss auf die Geschwindigkeit des Schiffes“, während die 4-8 Wache den Weg ins Tal der Schmetterlinge und in die Motorradberge sucht. Die O-4-Wache trimmt das Schiff und viele fleißige Hände arbeiten zusammen mit Bootsmann Eike am Schiff und im Rigg.
So geht auch langsam der vierte Tag auf See zu Ende und wir freuen uns auf viele weitere entspannte Tage und sind gespannt, welche Abenteuer noch auf uns warten.
Viele Grüße schicken Bordberichtschreiberin Katrin, Kapitän Tilman und der Rest der Crew