Heute ist mein 30. Tag auf See mit der Alex-2.
Ich kam als Neuling in Madeira auf die Alex und hatte vom Leben auf dem Tallship noch keine Ahnung. Ich komme aus dem Binnenland Schweiz und war bislang vor allem Landgängerin.
Dass man auf der Alex viel lernen und erleben kann, habe ich geahnt und gehofft. Was mich jedoch umhaute war das Schiffsvokabular! Das ganze Schiff ist tapeziert mit „Fremdwörtern“ und von nun an auch mein Alltag.
Mir blieb lediglich Teller, Gabel, Messer, Löffel. Bei der Tasse war bereits Schluss! Die heisst nun „Mugg“. Mein Bett heisst „Koje“, mein Zimmer „Kammer“.
Die Küche „Kombüse“, der Esssaal „Messe“, mein Sitzplatz „Backskiste“, … Auf Deck geht’s weiter im Sprachkurs: da gibt es Schot, Hals, Geitau, Gordinge, Rah, Stagsegel, Rahsegel, Wanten und so weiter.
Meine englischsprachigen Mitreisenden freuen sich für mich, da es doch für mich als deutschsprechende einfach sei diese deutschen Begriffe zu verstehen.
Aber ich verstand anfangs nur Bahnhof. Ausser ein „Lass fallen“, wenn es darum geht den „Tampen“/Seil loszulassen, war ich ziemlich am Ende meines „Deutsch-Lateins“. Wer versteht schon: „An das Grossstängestagsegel, an das Fall, klar bei Niederholer und Schot“, geschweige denn: „Verfang Roar un Utkiek.
Weg de Wach!“?
Mit der Zeit und der geduldigen StammCrew finde ich mich mittlerweile in der Alex-Sprache zurecht.
So hat das Leben auf der Alex-2 ihre eigene Sprache und ich finde, zusammen bilden wir auch eine eigene Kultur. Genau wie Alexander von Humboldt gehen wir in die Welt hinaus und die Alex-2 ist immer noch eine/auf Entdeckungsreise.
Dominique (Gastcrew)
Törn: 38523
Datum: 30.12.2023
Mittagsposition: 010°59,8 N 041°29,1 W (Atlantik)
Das Wetter: Wind: E 4 Bft, sonnig, 29°C
