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334.23 – 31.05.2023 – Travemünde-Danzig oder das Warten auf den Wind

Als wir Trainees an Pfingstmontag den Ostpreußenkai in Travemünde betreten, leuchten die gelben Masten der Alexander von Humboldt 2 in der Nachmittagssonne. Der Himmel strahlt in sattem blau – besseres Wetter könnte sich ein Segler nicht wünschen – denken wir. Von unzähligen neuen Eindrücken überwältigt, merken nur Wenige, dass die entscheidende Komponente zu wirklich gutem Segelwetter fehlt: Der Wind.

Die Romantikwache

Nachdem wir unsere Kojen belegt und uns ein wenig kennengelernt haben, begrüßt uns unser Kapitän mit einer Ansprache. Sein weißer Bart, seine goldene Sonnenbrille und nicht zuletzt sein niederländischer Akzent lassen Urlaubsstimmung aufkommen und wecken das Fernweh in uns. Dieses Gefühl wird verstärkt als die Wachen eingeteilt werden und unser Toppsmatrose unsere 4-8er Wache mit einem verschmitzten Grinsen als die Romantikwache bezeichnet. Schließlich erlebe man in dieser Zeit sowohl den Sonnenauf- als auch den Sonnenuntergang.

Voller Vorfreude fiebern wir dem „Leinen los“ entgegen. Am nächsten Morgen um zehn ist es soweit. Wir verlassen Travemünde. Einen Wehrmutstropfen gibt es allerdings. Die Alexander von Humboldt 2 läuft mit Maschinenkraft. Jetzt verstehen wir, was dem Wetter zum Segeln fehlt. Nach einem ruhigen Seetag verbreitet sich abends wie ein Lauffeuer die Nachricht, dass Kapitän und Steuerleute gegen vier Uhr in der Nacht Wind erwarten. Wir von der 4-8er Wache freuen uns riesig – werden wir doch diejenigen sein, die die Segel setzen und unser Schiff seiner eigentlichen Berufung zuführen: Sich vom Wind über die Wellen tragen zu lassen.

Das Warten hat sich gelohnt

Um acht Uhr zieht unsere Wache ab. Die Gesichter sind lang. Wir fahren immer noch mit Maschinekraft. Der Wind ist ausgeblieben. Dafür grinst unsere Ablöse. Die Trainees der 8-12 Wache. Gegen acht Uhr erwarten sie eine frische Brise und diesmal hält der Wetterbericht was er versprochen hat. Auf der Back steigt uns plötzlich der salzige Duft des Meeres in die Nase. Achteraus übertönen Kommandos das Brummen der Maschine. Dann gehen alle Blicke nach oben. Diesmal ist es die Morgensonne, die die Masten Alexander von Humboldt 2 gelb leuchten lässt. Doch dieses Leuchten tritt in den Hintergrund. Es wird überlagert vom grasgrünen Strahlen der Segel.

Törn:                          33423

Datum:                      Mi 31.05.2023

Mittagsposition:       55°1,6‘ N 14° 08,4‘ E

Das Wetter:              Sonne, Wind 5 Knoten aus 240°WSw