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06.01.2022 – Einmal über den Äquator und zurück

Der Tag nach Silvester beginnt ruhig, wird dann aber schnell sehr geschäftig. Damit die Besatzung möglichst zahlreich an den Silvesterfeierlichkeiten teilnehmen konnte, wurden die Segel gestrichen und Mathilda aus ihrem Weihnachtsschlaf geholt. Sodass wir das neue Jahr mit Segel auspacken und setzen eben jener einläuten. Alle sind sich einig: Wir wollen über den Äquator segeln. Teile der Schüler wären dafür sogar bereit, auf einige Stunden ihres heiligen Schlafs zu verzichten. Wir befinden uns auf Südkurs. Mit jeder Wache kommen wir der Linie ein paar Meilen näher. Die Spannung steigt, der Wind nimmt ab. Die Segel hängen etwas schlaff an den akkurat getrimmten Masten, einem perfekten Fächer gleich. Mit vier Knoten schwanken wir dahin. Es wird wohl noch ein bis zwei Stunden dauern.

Doch dann nähert sich der nächste Regenschauer. Schnell und unaufhaltsam. Er bringt Wind von 35 Knoten mit sich. Plötzlich legt sich unsere grüne Lady leicht zur Seite und prescht mit über zehn Knoten voran. Die Mannschaft versammelt sich am Hauptdeck, um uns herum ist es bereits dunkel und die Stimmung ist gespannt. Fieberhaft wird der Countdown auf allen verfügbaren Geräten verfolgt. Gischt fliegt. Der Regen prasselt. Dann schießen wir förmlich über den Äquator. Alle jubeln und sind aus dem Häuschen, die Seekuh röhrt dazu. Es ist 19:38 Uhr, wir überqueren den Äquator bei: 00°00´ N/S und 036°30´ W.

Die Nacht bringt weniger erfreuliches. Vielleicht haben wir Neptun verärgert, dass wir mit einem Schiff voller Ungetaufter in die südliche Hemisphäre eingetreten sind. Mehr Regen kommt auf und ein ganzer Schwarm von Vögeln, zerzaust und erschöpft, suchten Schutz in allen Ecken an Deck.

Am zweiten Januar holen wir also, um Neptun zu besänftigen, die Äquatortaufe nach. Auch wenn wir uns bereits wieder auf der Nordhalbkugel befinden. Einige der bereits getauften Lehrer von Class Afloat und Mitglieder des Alexstamms haben den Kontakt zu Neptuns Herolden hergestellt, die sich unserer annehmen. Auf ihrem Geheiß werden alle Polliwogs (Kaulquappen) an Deck versammelt. Dort werden wir vom Bootsmann gewaschen und vom Smut geweiht. Gute Stimmung, neue Frisuren, singen, tanzen und jede Menge Ananas. Danach dürfen wir vor Neptun treten und unsere neuen Namen empfangen. Eine langwierige Zeremonie auf dem sonnigen Hauptdeck. Die anschließende Decksdusche ist sehr willkommen. So wird auch die Alex II auf ihrer ersten Äquatorüberquerung mit getauft.

Zurück im Norden mit Kurs in die Karibik stellt sich nach einem ereignisreichen Jahreswechsel die Bordroutine wieder ein. Einige der Schüler kommen langsam dem Tampenbelegplan an Deck und der Lappenkunde unter Deck auf die Schliche. Segel werden gesetzt und wieder eingeholt, beigezeisert und ausgepackt. Regelmäßig finden Sicherheitsübungen für die Stammbesatzung statt. Die Kombüse verwöhnt uns mit allerlei Leckereien. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die Hitze bringt alle zum Schwitzen, bis der nächste Regenschauer uns wieder durchnässt.

Liebe Grüße von den neu getauften Shellback’s (Seebären)

 

Die genauen Daten der Äquatorüberquerungen:
01.01.2022   19:38 LT
Äquator nach Süden auf 036° 32,9′ W
01.01.2022   23:27 LT
Äquator nach Norden auf 036° 56,9′ W

 

Törn:                                    324.21

Datum:                                03.01.2022

Mittagsposition:              05°09´N, 043°13´W

Das Wetter:                      Lufttemperatur 29°C, Luftfeuchtigkeit 85%, Wassertemperatur 28°C, gelegentliche Schauer.