Blog

184.21 – 22.07.2021 – Eine laue Sommernacht

Datum:   Donnerstag, 22.07.2021

Mittagsposition:   Westlich der Halbinsel Moen

Das Wetter:   Ca. 20 Grad, sonnig

 

Eine laue Sommernacht

„Reise, Reise. Heute ist Allgemeines Wecken. Es ist 7 Uhr.“ Das Wecken kann auch mal kurz und nüchtern ausfallen, muss ja nicht immer das ganz große Kino sein. Wobei, an so ein bisschen Musik bei Allgemeinem Wecken, wenn wir vor Anker liegen, hatte ich mich (eigentlich) schon gewöhnt. Mal sehen, ob wir auf dieser Reise nochmals irgendwo vor Anker liegen. Dann werde ich mir extra den Wecker stellen und ins Kartenhaus gehen und fragen, ob ich mal wecken darf. Ich weiß auch schon, was ich da spiele – mal sehen, was die Besatzung der ALEX zu Thunderstorm von AC/DC sagt 😉 .

Der Abend gestern war ein unvergessliches Erlebnis. Nach dem Abendessen um 18:15 Uhr legte das erste Shuttle-Boot Richtung Küste ab. Im Halbstunden-Takt kamen neue Besatzungsmitglieder von der ALEX an den Strand gefahren. Einige sammelten trockenes Holz am Strand. Andere gingen schwimmen. Andreas, unser Feuermeister, entzündete dann das Holz in einer mitgebrachten Feuerschale. Als wir eine richtige schöne Glut und auch Feuer hatten, grillten wir Rindwürstchen auf einem mitgebrachten Grillrost. Wir sammelten kleine Stöckchen, säuberten diese mit Taschenmessern und klebten Stockbrot-Teig daran, das uns unsere beiden Smutjes vorbereitet hatten. Das Stockbrot war köstlich. Der eine oder andere füllte das Loch des Stockbrots mit Nutella. Es ist auch eine Kreation mit geschmolzenen Gummibärchen gesehen worden. Musikalische Begleitung hatten wir auch. Wolfgang spielte Gitarre und Doc Axel auf dem Schifferklavier. So konnte der eine oder andere beobachtet werden, der mitsang, mancher leiser, andere lauter. Einige schunkelten. Ich habe den Eindruck, es war für alle etwas dabei und alle hatten ihren Spaß. Und auf der Rückfahrt strahlte die Alex hell erleuchtet – was für ein Bild. Hach, ich komme ins Schwärmen.

Zurück zu heute: Direkt nach dem Frühstück sind wir unter Segeln Ankerauf gegangen. Leider hat es dieses Mal nicht wie geplant geklappt, weil der Wind in der Abdeckung der Felsen von Mönsklint so schwach war, dass die ALEX einfach nicht gedreht hat. Aber als Segler gibt es immer einen Plan B und so hatte Kapitän Tilmann einen Joker in der Tasche, wir fuhren direkt eine Q-Wende. Das hat zwar etwas gedauert, aber an uns lag es nicht. Nur ohne Wind kann auch das beste Segelschiff nicht segeln. Als wir nach kurzer Zeit aus der Kap-Abdeckung herauswaren und der Wind im Laufe des Tages auffrischte, segelten wir konstant mit 4-5 Knoten bei strahlend blauem Himmel gen Süden.

Heute Nachmittag ist ein Düsenjet über uns gekreist. Ob der wohl dachte, dass seine Kameraden der Marine von der Gorch Fock an Bord seien? Auf jeden Fall hat er einen Kreis über uns geflogen. Und zwar in einer atemberaubenden und ohrenbetäubenden Höhe bzw. Tiefe über uns. War wohl als Gruß gedacht und so haben wir es auch gesehen und uns gefreut.

Heute Abend war für 1830 war eine Wende angekündigt, die als All-Hands-Manöver gefahren wurde. So schade, dass es kurz nach dem Abendessen war. Es gab nämlich Pizza und die war so lecker, ich wollte unbedingt noch „schauen“, ob noch Reste da sind. Für meine Figur war und ist das besser so, dass dafür keine Zeit blieb. Zurück zur Wende. Kein einfaches Manöver, da das Schiff, wenn es nicht genügend Fahrt hat, sich in der Welle festfahren kann. Und dann stehen wir. Was soll ich sagen, das Manöver war von der stehenden Wache hervorragend vorbereitet worden. Und alle zogen im wahrsten Sinne des Wortes, an einem Strang. Steuermann Harald lächelte und meinte, das war eine der schnellsten Wenden, die er erlebt hat. Wir haben es halt drauf – so ein bisschen Eigenlob muss manchmal halt auch sein. Vor allem, wenn´s stimmt 😉 .

So, jetzt muss ich für heute aber Schluss machen – ich will pünktlich um 2000 zur Wache sein.

Rainer Merkhofer