Datum: Dienstag, 20.07.2021
Mittagsposition: Irgendwo zwischen Skagerak und Kattegat, auf dem Weg nach Süden
Das Wetter: Ca. 20 Grad, bewölkt
Braucht man noch was außer Segeln?
Heute wurde ich von Jan, pünktlich viertel vor sieben. Denn ich habe ja morgens Backschaft, also ich für ´s Aufbacken eingeteilt, also für das Eindecken der Backen, der Tische. Jan sagte, dass ich mich gut anziehen soll, da es zwar schön und sonnig ist, der Wind aber doch frisch ist und deutlich durchkühlt. Und so war es auch. Wir haben während der Wache einige Segeln getrimmt und noch das eine oder andere Segel gesetzt. Bei traumhaftem Segelwetter glitt die ALEX wie auf Schienen stabil durch die Wellen, mit konstant 5 – 6 Knoten Fahrt, bzw. SOG, also Speed over Ground, wie man das auf einem Boot nennt.
Da das Wetter so schön und die Lage der ALEX so stabil war, hat unser Bootsmann Felix für 1300 zu Bootsarbeiten angesetzt. Nachdem ich ja schon berichtet habe, dass Tony und ich die Ketten der Rahfallen eingefettet und alle Türen und Scharniere an Deck geschmiert hatten – ich musste das einfach nochmals erwähnen 😉 – ging es heute weiter mit Rost klopfen und streichen. Ich war mit Greta eingeteilt, einen Tausendfüßler herzustellen. Es wird ein dünnes Tau über einen Nagel und Spill gestreckt und kleinere Tauenden eingebunden. Es sieht danach wirklich aus wie ein Tausendfüßler. Diese werden benötigt, um die Segel gegen die gespannten Drahtseile zu schützen. So wird die Reibung beim Setzen und Bergen der Segel minimiert und die Gefahr der Beschädigung der Segel reduziert. Es war zwar ein wenig Sissyfus-Arbeit und es ist auch ein wenig Geduld dafür notwendig. Doch es ist einmal etwas Anderes, fast schon Meditatives und so kann mit kleinstem Einsatz an Material und damit Geld viel Geld gespart werden – was für eine intelligente Lösung. Ich bin immer wieder begeistert, wie einfach die besten Lösungen oft sind. Auf jeden Fall verriet Felix‘ Grinsen am Ende der Arbeiten, dass er mit sich, mit uns und mit der geleisteten Arbeit sehr zufrieden war. So muss es sein.
Bei den Arbeiten gab es einen „interessanten Zwischenfall“ – der Generalarm ging los. Und da es keine Durchsage gab, dass es sich um eine Übung handelt, muss also etwas Gravierendes passiert sein. Ich war gerade unter Deck für eine kurze Biopause. Ich beeilte mich, dass ich nach dem Toilettengang wenigstens noch schnell die Hände waschen konnte, schnappte mir meine Schwimmweste und preschte nach oben an Deck. Im Nachhinein kann man die ganze Aktion auch unter das Motto stellen: „Wie löse ich unfreiwillig den Generalalarm aus?“ Auf jeden Fall war die gesamte Besatzung der ALEX-2 innerhalb von wenigen Minuten an Deck. Also das hat auf jeden Fall wie am Schnürchen geklappt. Und hinterher wussten alle Steuerleute und auch die Toppsis, wo der Generalalarm wieder abgestellt werden kann. Was war aber der Auslöser? Wenn in der Bootsmann-Werkstatt mit einer Flex gearbeitet wird, die Funken sprüht, dann ist es nicht nur möglich, sondern macht durchaus Sinn, den Feuermelder mit einer Kappe vorher abzudecken. Wieder etwas gelernt. Und danach wussten wir, dass auch die Feuermelder an Bord einwandfrei funktionieren.
Nach den Arbeiten am Boot und dem kleinen Pulsbeschleuniger gab es zur Coffee-Time wieder frisch gebackenen Kuchen. Also ich muss schon sagen, nein ich muss nicht, sondern ich will das sagen: Was Frank und Frank jeden Tag aus der Kombüse für uns auf den Tisch zaubern, das ist schon der Hammer. Jeden Nachmittag gibt es frisch gebackenen Kuchen. Nicht nur die Zwillinge haben zu ihrem Geburtstag eine Torte erhalten. Heute gibt es Apfelkuchen vom Blech – ich bin zwar noch satt vom Mittagessen, oh man, das war auch so lecker, dass ich Nachschlag holen musste, es ging einfach nicht anders – gestern gab es Mohnstrudel. Wir hatten auch schon Käsekuchen und Windbeutel. Puh … das mit dem Figur-Halten habe ich zwischenzeitlich auf jeden Fall schon abgehakt.
Rainer Merkhofer