Datum: 19.06.2021
Mittagsposition: Breite 58-16,4 N Länge 010-14,2E
Das Wetter: Wind ESE 2, Temperatur 20 Grad Celsius
Ein Tag mit 2 Gesichtern
Kurz vor Mitternacht wurden wir von unserer Vorgängerwache geweckt. Wie an Bord üblich mit den wichtigsten Wind- und Wetterdaten. „Schwachwindig, 16 Grad und Regen“ hört man dabei nicht so gerne. Dementsprechend fingen wir unsere Wache mit Knotenkunde an, gefolgt von Informationen über die Signalmittel an Bord durch unseren Steuermann Thilo.
Wir haben uns schon auf ruhige und geruhsame 4 Stunden eingestellt. Da der Wind aber mittlerweile komplett eingeschlafen war und hinter uns ein Gewitter aufzog, wollten wir für alle Eventualitäten gewappnet sein und brassten den Großtopp vierkant. Sprich die Rahen des Großmastes wurden im rechten Winkel zum Schiff ausgerichtet. Dies gab uns die nötige Flexibilität, egal ob der erwartete Wind von Achtern, von Steuerbord oder auch von Backbord kommen wird. Kaum war alles fertig und das Deck wieder aufgeräumt, kam der Wind – leider aus der falschen Richtung, nämlich achterlich von Steuerbord. Also kam das Kommando „an die Vortoppbrassen, brasst rund den Vortopp!“ Mit vereinten Kräften schifteten wir die Rahen von Steuerbord nach Backbord. Die Stagsegel (Vorstengestagsegel und Außenklüver) wurden geshiftet und auch der Großtopp wurde an Backbord angebrasst. Nach „klar Deck“ versammelten wir uns achtern auf dem Poopdeck und bestaunten ein beeindruckendes Gewitter, das inzwischen direkt hinter uns stand. Doch unsere Pause sollte nur kurz währen. Aus Gewittern können Starkwind-Böen kommen, die am Rigg oder der Besegelung Schaden anrichten können. Daher mussten wir ganz schnell die Segelfläche verkleinern. Dank unseres Sicherheitsriggs geht das sehr zügig. Zunächst wurden die Großbrahmrah und die Vorbrahmrah gefiert. Anschließend auch noch die Großobermarsrah und die Vorobermarsrah. Dann wurden auch noch die Groß und die Fock aufgegeit. Nach einem Lob vom 1. Steuermann ging es um 4:00 Uhr morgens erschöpft aber zufrieden in die Wachmesse, wo unser Toppsi noch eine Runde „Frösche“, wie das Bier in den grünen Flaschen an Bord genannt wird, ausgab. Müde ging es dann in die Koje.
Nach dem Mittagessen ging es dann wieder auf Wache. Das Wetter hätte nicht unterschiedlicher sein können. Statt Regenkleidung war diesmal Sonnencreme gefragt. Wie hätte die Wache anders beginnen sollen, als mit einem Brass-Manöver. Auch wenn es sehr anstrengend ist – denn wir fahren diese Manöver ohne das Spill, nur mit Muskelkraft – Thilo holt somit das Optimale aus unserem Schiff (und unserer Wache) heraus. Für die gesamte Crew bereiteten wir anschließend den Decks-Pool vor, der auch von uns nach dem Wachende ausgiebig genutzt wurde. Doch zuvor wurde es nochmal schweißtreibend. Wir fuhren noch eine Halse.
Nach einem gemeinsamen Bier auf dem Achterdeck werden wir heute sicherlich alle gut schlafen, bevor wir um 23:30 Uhr wieder zur nächsten Wache geweckt werden.
Viele Grüße von Bord der Alex
Uwe und die 0-4 Wache