Datum: 16.02.2021
Mittagsposition: ϕ: 57° 14,8´ N λ: 011° 53,0´E
Das Wetter: -1°C, bewölkt, leichter Schneefall
Vor der Küste Schwedens
Der 16.02.2021 begann für mich wie gewohnt um 03:30; nachdem ich meine Klüsen offen halten konnte, ging es an die Wachvorbereitung: Warme Kleidung und den Blaumann an, darüber den Bordparka, noch schnell einen Schluck trinken und schon ging es mit den Kameraden raus auf das recht kalte Oberdeck. Nachdem der Wachwechsel vollzogen und die abgelöste Wache in den verdienten Schlaf geschickt wurde, verlief die erste Stunde der Wache relativ ruhig. Bei einem Schlückchen warmen Kakao ließ es sich gut in die Wache und den Tag starten. Aufgrund der vorherrschenden Wetterlage und dem geplanten Kurs ging es für uns an die Tampen. Es wurden Segel eingeholt, Rahen geheißt, gebrasst und Segel gesetzt, was das Zeug hält. Somit war uns allen schnell warm, das Schiff in Fahrt und die Schicht schnell vorüber. In der Messe wartete bereits das ersehnte Frühstück, das von den Backschaftern bereitgestellt wurde.
Als die Mägen gefüllt waren, gab es noch etwas Zeit zu ruhen, bevor der übliche Tagesdienst anstand. Da wir vormittags nicht viel Zeit für den Tagesdienst haben, wurde diese genutzt, um die Nägel zu verinnerlichen, da für uns noch eine Runde „10 von 10“ später am Tag folgen sollte.
Nach dem vorzüglichen Mittagessen ging es für uns mit Tagesdienst weiter. Für die Offiziersanwärter ist es gängig, auf dem Segeltörn einen Seesack anzufertigen, wovon das erste Teil, der Trageriemen bereits am Vortag fertig gestellt war, bis zum vollendeten Seesack wartet allerdings noch ein gutes Stück Handarbeit auf uns. Am Ende der Reise haben wir nicht nur einen selbstgemachten Seesack dazugewonnen, sondern auch neue handwerkliche Fähigkeiten, wie verschiedene Sticharten, mit denen wir das Garn durch den Stoff ziehen. Auch die Kameraden mit den zartesten Fingern hatten schnell den Dreh raus und schnell Fortschritte gemacht. Die Arbeit am Seesack ist für die meisten eine willkommene Auszeit zwischen den Wachen und dem Lernen der Nägel, um auch außerhalb des Bockes mal etwas zu entspannen und mal an was anderes als die Nagelbänke und Taue zu denken. Man munkelt, dass einige bereits von den ganzen Schoten und Gordingen geträumt haben…
Jedoch lauerte auch der zweite Covid-19 Test noch auf uns, welcher leider die einzige Möglichkeit ist, ein „normales“ Leben an Bord zu ermöglichen. Bei vielen kribbelte es bereits beim Anstehen für den Abstrich in der Nase. Zum Glück konnte der Doktor seine Präzision unter Beweis stellen und der Abstrich war schnell und ohne Unannehmlichkeiten durch. Zum Glück erwies sich auch dieser Test für die gesamte Crew als negativ, sodass wir wie geplant weiter segeln konnten.
Zu Beginn der nächsten Wache gegen 16:00 ging es an die bereits erwähnte Runde „10 von 10“, dabei werden einem von den Kameraden der Stammbesatzung nacheinander 10 Nägel genannt, die man schnellstmöglich anzeigen muss, das Ziel dabei ist es, 10 von 10 Nägeln richtig zu zeigen. Da bereits zu Wachantritt eine Kursänderung angekündigt wurde, hieß es für uns wieder brassen, brassen, brassen, bis wir von der nächsten Wache abgelöst wurden.
Mit freundlichen Grüßen,
Tjark Schmidt, Obergefreiter /OA, Hörsaal 25