Mittagsposition: ϕ 054°51,6´ N λ 010 08,6´ E
Das Wetter: 25 Knoten Wind, etwas Seegang, gelegentlich Schauer
Mittwoch, 18.11.2020, Erster Tag vor Anker…
Nachdem ich am Vortag Backschaft hatte und von der Wache befreit war, wurde ich heute wieder mit meinen Kameraden von der 4-8 Wache um 03:30 Uhr geweckt. Wir sammelten uns in der Messe um etwas zu frühstücken, denn die Erfahrungen der vorherigen Tage hatten gezeigt, dass man mit etwas im Magen weniger schnell seekrank wird. Danach ging es zum Wachwechsel an Deck. Ich wurde als Ausguck eingeteilt und ging auf die Back. Aufgrund des schlechten Wetters war es gar nicht so leicht den Überblick zu behalten, da bereits gesichtete Schiffe immer wieder hinter Regenschauer verschwanden und an anderer Stelle wiederauftauchten. Wie immer wurde ich gegen 05:00 Uhr abgelöst und nach einer Feuerronde und einer Einteilung als Rudergänger fuhren wir um 07.30 mit der gerade aufziehenden Wache eine Halse. Nach einem leckeren Frühstück ging unsere Wache schlafen, was den Meisten trotz des Seegangs gut gelang.
Um 10:30 Uhr war dann allgemeines Wecken zur Morgenmusterung. Bei der Musterung wurde uns mitgeteilt, dass wir wegen eines aufziehenden Sturmes und ungünstiger Windrichtung vor Anker gehen werden. Dies wurde freudig zur Kenntnis genommen, denn es bedeutete, dass unsere Seewachen durch Ankerwachen ersetzt werden. Die Ankerwache besteht aus weniger Personen als die Seewache, somit können fast alle länger schlafen und haben mehr Freizeit. Vor Anker besteht die Wache aus einem Steuermann, einem Bootsmann und einem Ankerposten. Der Ankerposten muss kontrollieren, ob der Anker fest sitzt, die Kette trägt und in welche Richtung die Kette zeigt. Des Weiteren muss die Funktion der Ankerlaternen überprüft werden. Dies wird in einer Meldung zusammengefasst und an den Steuermann gemeldet. Zum Beispiel so: „Anker hat gefasst, Kette trägt, Kette zeigt Steuerbord 2 Dez, Ankerlaternen funktionieren.“ Die Kontrolle und somit auch die Meldung mussten alle 30 Minuten wiederholt werden.
Die Zwischenzeit wurde genutzt, um Belegnägel und Knoten zu lernen, an dem Seesack zu arbeiten oder um einen Blick ins Steuerhaus zu werfen und sich mit der Positionsbestimmung vor Anker auseinander zu setzen. Unter Deck herrschte währenddessen gute Stimmung und es wurde auch das eine oder andere Bier geleert.
Insgesamt ein sehr schöner Tag, insbesondere während des Sonnenuntergangs und der Abendstunden.
Es grüßen Kapitän Andreas, Gefreiter Niklas Mücke und der Rest der Crew.