Datum: 30.07.2024
Mittagsposition: 59°54,2`N 000°42,9È
Das Wetter: trocken und sonnig, 12 °C
„Klar zur Wende!“ Steuermann Daniel steht vor dem Kartenhaus, lässt das Schiff drehen und fährt eine gelungene Wende. Was so geordnet abläuft und so einfach aussieht, ist in Wirklichkeit lange geplant und gut vorbereitet.
Kapitän Tilman hatte am Vorabend die Idee, den nächsten Tag zum sailtraining zu nutzen. Jede Wache soll ein oder zwei Manöver fahren, Wenden oder Halsen. Der Ehrgeiz ist geweckt! Jede Wache möchte gerne mindestens eine Wende fahren. Die Wende ist das deutlich schwierigere und komplexere Manöver, bei der man zwar nicht so viel Raum verliert, dafür ab er immer die Gefahr besteht, dass das Schiff sich nicht durch den Wind dreht und „stecken bleibt“. Bei der Halse, bei der man mit dem Heck durch den Wind geht, braucht man deutlich weniger Besatzung, sie kann bei allen Windstärken gefahren werden und sie verzeiht auch manch kleinen Fehler.
Schon nachts begannen die Vorbereitungen. Die Topsis Basti, Meike und Katrin trafen genaue Absprachen, welche Wache wann welche Segel übernimmt. In allen Wachen wurden die Manöver erklärt, die Aufstellung besprochen und mit den Trainees geübt.
Punkt 09.00 Uhr waren die 8-12 und die 4-8 bereit zur Wende. Der Besanbaum wurde auf die Luvseite geholt, er Unterbesan gesetzt, der Großtop gebrasst, die Fock aufgegeit, der Innenklüver back gehalten und schließlich der Vortop gebrasst. Das Schiff drehte sich durch den Wind auf die andere Seite und die Wende war gelungen. Nach lobenden Worten und einem 7-3-1 wurde sofort die nächste Wende vorbereitet. Um 11 Uhr, 13 Uhr und 15 Uhr wurden von jeweils 2 Wachen zusammen weitere Wenden gefahren. Die letzte Wende bei guten 6 -7 Windstärken, eigentlich zu viel für eine Wende. Doch das anspruchsvolle Manöver gelang. Anschließend wurden dann aber doch lieber noch eine Halse gefahren.
Es war für alle ein anstrengender, aber auch spannender und sehr erfolgreicher Tag. Jede Wache hat mindestens ein oder zwei Wenden gefahren, insgesamt 5 Manöver in 7 Stunden. Alle Manöver klappten ohne größere Fehler. Ein vergessener Hals, ein verklemmtes Segel oder ein falsch gesetzter Stopper gehören an solchen Tagen dazu und erweitern den Erfahrungsschatz…Heute hat der Wind etwas abgeflaut und wir haben wieder fast alle Segel gesetzt: Alle Rahsegel, den vollen Besan samt Toppsegel und einige Stagsegel. Bis zum Vollzeug fehlt nicht mehr viel. Nach vielen kalten Tagen ist es heute zum ersten Mal richtig warm und die ersten kurzen Hosen werden an Deck gesichtet. So segeln wir gemütlich Richtung Bergen, genießen den letzten Seetag, bevor wir morgen früh in die norwegische Schärenlandschaft eintauchen werden.