Törn: 326.22
Datum: 01.07.2022
Mittagsposition: Kalvön
Das Wetter: Sonne, Sonne, Sonne und Wind
Am Morgen fuhr die Alex in den Schärgarten ein und ließ den Anker fallen. Später übte man das Beibootaussetzen. Bald lag das erste Boot im Wasser und fuhr gen Land. Erstaunlicherweise kam es aber schon sehr bald zurück und, weil der Motor ausgefallen war, musste die Besatzung das Boot zurückrudern. Also musste die Weser den Shuttle-Dienst von der Alex zum Land alleine übernehmen.
Wir lagen also vor Anker in Schwedens wunderschönem Schärgarten und genossen einen kurzen Landurlaub. Wandernd ging es über die Hügel der Insel, von wo man einen Rundumblick auf die faszinierende und atemberaubende Schärenlandschaft genießen konnte. Zwar wehte der Wind über die Insel weg, aber die Sonne lachte, der Himmel bedeckte uns mit seinem Azur und ließ das Wasser in einem wunderschönen Blau erscheinen. Dazu die roten Felsen und die grüne Landschaft. Unbezahlbar. Ein paar ganz Wagemutige ließen es sich nicht nehmen, trotz Quallen-Alarm, im Meer zu baden. Bei einer Wassertemperatur von rund 18 Grad ein nicht prickelndes, aber durchaus erfrischendes Erlebnis.
Viele nahmen die Gelegenheit wahr und besuchten das Grab des Deutschen Dichters Gorch Fock. Auf dem schlichten Friedhof fanden auch weitere Opfer des Seekriegs im Ersten Weltkrieg ihre letzte Ruhe, vor allem Deutsche Marine-Angehörige und etliche Unbekannte, darunter auch zwei englische Seeleute. Dass von den vielen Toten, die in der Skagerrak-Schlacht im Ersten Weltkrieg umgekommen waren, nur rund ein Dutzend eine Ruhestätte auf diesem Land gefunden haben, steht im keinem Verhältnis. Wer hier auf der Insel nun seine letzte Ruhe gefunden hat, trägt darum eine große Verantwortung: Nämlich die Nachwelt daran zu erinnern, wie sinnlos das Ganze war. Aber ihre Stimmen sind zu leise, es sind zu wenige… Man hätte meinen können, dass der Blick in die Geschichte die Menschen lehren würde, von sinnloser Gewalt im Namen von Nationen, Ideen und Ideologien Abschied zu nehmen. Seit diesem Februar wissen wir leider, dass die Welt ihre prestigegierigen Herrscher, die auch vor einem Krieg nicht zurückschrecken, nicht verloren hat. Die Folgen können wir nicht abschätzen. Aber, wenn ich am Grab von Gorch Fock und all den andern stehe, weiß ich, dass es Menschenleben sind, die dafür geopfert werden.
So kann man an so einem Ort sinnieren…
Die kleine Schäreninsel mit dem Friedhof, auf dem einen großer Name der Deutschen Literatur begraben liegt, wurde für einen Tag bevölkert.
Alles in allem: Es war ein Tag fast wie im Urlaub.
Adrian (Trainee)