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Törn 31625 – Auf den Spuren von Prinz Albert

Törn: 31625

Datum: 26.04.2025

Mittagsposition: Westlich vom Verkehrs-Trennungs-Gebiet London

Das Wetter: bewölkt

 

Liebe Alex-Fans,

Greenwich ist ja bereits ein reizvolles Ziel für Segler(innen) – um einmal am Null-Meridian zu sein. Doch für mich als Coburger gab es einen weiteren Grund, um nach London zu reisen: Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha war einst Gemahl von Queen Victoria, was Coburg mit dem britischen Königshaus verbindet. Und wie könnte man ursprünglicher nach London gelangen, als auf dem Seeweg. So wie einst Prinz Albert und Queen Victoria, die im Schloss Rosenau bei Coburg gerne zum Urlaub verweilten. So begann meine Reise also bereits auf dem Marktplatz Coburg an der Statue von Prinz Albert.

Zügig war der Weg am Vortag der Einschiffung nach Bremen zurückgelegt. Es blieb sogar etwas Zeit, an der Weser die Alexander-von Humboldt-1 zu besuchen. Dann ging es schließlich nach Bremerhaven, wo der Nachbau, die Alexander-von-Humboldt-2, auf uns im Fischereihafen wartete. Den majestätischen Anblick einer Bark an der Hafenkante kannte ich ja schon von zurückliegenden Törns. So trat ich zum vierten Mal an Bord der grünen Lady. Ich war etwas verunsichert – denn würde während eines vierter Törns noch Neues auf mich zukommen? Oder würde sich Vieles einfach nur wiederholen? Eines vorweg: einmal mit dem “grünen Virus“ infiziert gibt es immer wieder neue Herausforderungen und Erlebnisse auf der Alex-2:

So war bereits das Auslaufen aus Bremerhaven durch eine Schleuse und vorbei an riesigen Containerschiffen besonders. Die Nordsee begrüßte uns dann mit einem blutroten Sonnenuntergang, erste Segelromantik stellte sich ein – der Törn konnte beginnen.

Ich wurde der 0-4-Wache zugeordnet, die ich von meinem ersten Segeltörn bereits kannte. Der Schlaf-Rhythmus ist herausfordernd (Wachdienst nach von 0 bis 4 und tags von 12 bis 16 Uhr) – doch war man bald daran gewöhnt. Dabei wurde die Wache stets mit süßen Leckereien aus der Gummibären-Dose verwöhnt – schnell trugen wir den Namen der “Haribo-Wache“.

In der Nordsee angelangt konnte der Motor bald abgestellt werden. Es stellt sich achterlicher Wind ein, der uns überwiegend erhalten blieb. So wurden nach und nach Segel gesetzt. Die See wurde von Tag zu Tag rauer – insgesamt aber angenehme Segelverhältnisse, so dass uns der Wind zügigen Vortrieb verschaffte. So hob sich der Bug bald deutlich auf dem Wasser auf uns ab, was ich so stark noch nicht erlebte. Zusätzlich blieb Zeit, auch Manöver zu fahren. Gleich mehrere Halsen absolvierten wir. Eine besondere und neue Erfahrung war es, während einer Halse Rudergänger sein zu dürfen – der Steuermann gab mir Anweisung – hart Lee, Mitschiffs waren schnell erklärt. Bis das Heck durch den Wind geführt war, gab es Einiges am Steuerrad zu tun, so dass ich die Anstrengung in

Händen und Armen spürte – Segeln ist eben Handarbeit! Die Toppsmatrosen waren mit den absolvierten Halsen sehr zufrieden.

Am vierten Tag war dann erstmals Land zu erkennen. Die Segel waren nicht mehr erforderlich und waren zu verpacken, dazu geht es in Reih und Glied auf die Rahen: die äußerste Position befindet sich an der sog. Nock, die ich bedienen durfte. Mit einigem Respekt vor dieser Aufgabe enterte ich auf, zusätzlich begannen wir am höchstgelegen Segel, dem Royal-Segel des Vortopps. In luftiger Höhe machte ich mich mit der Nock vertraut. Toppsmatrose Stefan leitete mich an, wie der Segellappen aufzuholen ist. Glücklicherweise hat alles gut geklappt. Danach noch das Segel auf die Rahe falten, Webelein-Steg auf Slipp gelegt – und fertig. Danach bleibt noch Zeit, auf das Deck der Alex zu blicken und die einzigartige Sicht auf die See zu genießen – der schönste Platz! Unten angekommen kontrollierten wir unsere Arbeit – alle Segel sind gut verpackt, bestens – so machen wir in Greenwich einen ordentlichen Eindruck.

Vor der Küste Großbritanniens lagen wir dann eine Nacht vor Anker. Abends genossen wir das Captain’s Dinner und vergnügten uns mit zahlreichen Seemannsliedern, deren Text kreativ auf unsere Toppsmatrosen angepasst wurden.

Nachdem der Anker gelichtet war, fahren wir seit morgens vier Uhr mit einem Lotsen an Bord auf der Themse Richtung Greenwich. Es ist etwas Außergewöhnliches, auf dem Wasserweg in eine so große Metropole wie London zu gelangen, denn man nähert sich ihr gemächlich und langsam. Etwas müde, aber mit neugierigem Blick stehen wir an Deck und freuen uns auf diesen historischen Stadtteil. Ich sehe auf einen gelungenen wie erneut lehrreichen Segeltörn zurück. Nun wartet auf uns London, das ich in den nächsten Tagen erkunden möchte. Dabei setzt sich meine Reise fort und ich bin gespannt, auf welche Spuren ich von Prinz Albert stoßen werde.

Herzliche Grüße von Bord,

Bordberichterstatter Michael Hain, Kapitän Joachim Kahl und die gesamte Crew