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184.21 – 24.07.2021 – Nur nach Hause woll´n wir nicht

Datum:   Samstag, 24.07.2021

Mittagsposition:   Westlich von Darß

Das Wetter:   Etwas über 20 Grad, sonnig

 

Nur nach Hause woll´n wir nicht

„Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm. Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm. Ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine. Ein Rollen und Stampfen und schwere See. Die Bordkapelle spielt „Humbatäterä“. Ein irres Lachen dringt aus der Latrine. Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert, die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert. Die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten. Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum. Und Elmsfeuer züngeln vom Laderaum, doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten!“ Ob uns Jens mit „Das Narrenschiff“ von Reinhard Mey zum allgemeinen Wecken um 0700 Etwas sagen wollte oder ob er sich nur dem besonderen Wunsch von Annika gebeugt hat? Das wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Da der Darß Naturschutzgebiet ist und nicht betreten werden darf, konnten wir das schmucke Stückchen Land nur von Bord aus betrachten. So stecke Kapitän Tilman an Steuerbord einen Schwimmbereich ab, bestimmte Felix als Bademeister – jetzt kennen wir seine wahre Berufung – und rief nach am gestrigen Abendessen zum Schwimmen auf. Und heute Morgen als Frühsport nochmals. Und wer hat denn heute Morgen den Rettungsring Achtern nicht richtig festgebunden – das üben wir nochmal? Auf jeden Fall musste dieser Morgen als Erstes gerettet werden. Unser Kapitän ist dann mit dem Messer zwischen den Zähnen (oder so ähnlich) am Heck getaucht und hat einen Tampen aus der Schraube geschnitten. Und als er uns dann allen beim Springen vom Klüverbaum vorangegangen ist, tja, was soll ich sagen, ist schon eine coole Sau unser Kapitän Tilman.

Und was haben wir nach dem Frühstück gemacht? Wir sind wieder unter Segeln Ankerauf gegangen. Mittlerweile ist das ja schon fast Routine bei uns – wir haben es halt drauf 😉 . Das Manöver klappte wie geplant – Segeln auf Level 3 ist ja mittlerweile fast schon Standard für uns. Nach und nach setzen wir bei mäßigem Wind alle Segel und nahmen Kurs Richtung Travemünde.

Am Nachmittag hatten wir dann noch eine Schulung zum laufenden Gut und haben Spleiße hergestellt. Wir haben Zeislinge angefertigt, die künftig für das Zeisern der Segel verwendet werden. Ich habe meinen ersten Spleiß hergestellt, yeah – ich bin so stolz auf mich! Wir haben noch Leinen geflochten, die als Stopper dienen und für das Aufstoppen verschiedener Leinen beim Setzen der Segel verwendet werden. Und wir haben Klemmbänseln hergestellt, mit denen z. B. die Webeleinen an den Trapezen zum Entern des Riggs befestigt werden. Da es immer etwas zu tun gibt, kommt nie Langeweile an Bord auf.

Heute hat unsere Jessica Geburtstag. Als ihr heute Morgen zum Frühstück vom Kapitän persönlich gratuliert, dann ein Kuchen überreicht und anschließend von uns allen ein Ständchen gesungen wurde, war sie sichtlich gerührt. Oder war das etwa Übermüdung, weil es gestern Abend vielleicht doch etwas später wurde. Wie auch immer. Sie hat uns allen natürlich von dem Kuchen etwas abgegeben und wir haben diesen als Nachtisch zum Mittagessen genossen. Seeehr leckaaa – ich glaube ich werde unsere Kombüse in Zuckerbäckerei umbenennen.

Eine Sache noch nachträglich: Als wir vor einigen Tagen durch den Oeresund bei Kopenhagen nach Süden gesegelt sind, sind wir an Schloss Kronenborg vorbeigekommen. Das dies ein tolles Schloss und von See aus ein schöner Anblick ist, erinnert es daran, dass nicht nur wir heute, sondern auch schon die Menschen und vor allem die Regenten früherer Jahrhunderte, wussten, dass ein Leben am und auf dem Wasser einfach das Schönste ist, was man sich vorstellen kann.

Und wenn ich bei diesen Bildern im Kopf daran denke, dass wir am morgigen Sonntag schon wieder unseren Ausgangshafen erreichen, dann wird mir ganz wehmütig ums Herz und es fällt mir der alte Shanti-Song ein: „Nur nach Hause, nur nach Hause, nur nach Hause woll´n wir nicht.“

Rainer Merkhofer

 

Wir möchte mich hier bei Rainer für die netten und ausführlichen Berichte bedanken. Es war immer schön sie zu lesen.     Der Web-Seiten-Einsteller      PGU