Datum: Â Mittwoch, 21.07.2021
Mittagsposition:  Nordöstlich von Moen, DÀnemark
Das Wetter:  Ca. 20 Grad, bewölkt
Segeln Level 3
Die Nacht war doch etwas kurz und ich bin sicher, dass ich ziemlich zerknittert aus der WĂ€sche geschaut habe. Auf jeden Fall ist es schön, mit einem charmanten LĂ€cheln geweckt zu werden, ich bin mir nicht sicher, ob ich ansonsten aufgestanden wĂ€re. GĂŒnni sagte, dass die Sonne scheint und dass es ein schöner Tag werden wĂŒrde. Das sind doch schöne Aussichten.
Als ich nach dem Aufbacken und dem FrĂŒhstĂŒcken â 1 Scheibe Ananas, mehr ging beim besten Willen nicht rein â pĂŒnktlich zur WachĂŒbergabe um 0800 an Deck war, waren wir nicht mehr weit von vor den Kreidefelsen der Halbinsel Moen in DĂ€nemark entfernt. KapitĂ€n Tilman suchte mit dem Fernglas noch nach dem richtigen Ankerplatz, den wir ansteuern wollten, da einige kleinere Segelyachten dort vor Anker lagen. Auch andere wissen, dass es dort schön ist und haben ganz offensichtlich die Nacht dort verbracht.
Da wir gestern schneller unterwegs waren als geplant, hatte KapitĂ€n Tilman entschieden, nicht schon abends irgendwo vor oder nach Kopenhagen zu ankern, sondern durchzusegeln und des Nachts durch den Oersund, der mitten durch Kopenhagen geht, zu fahren. Und so war es auch. Ich hatte in der letzten Stunde unserer Wache, also von 2300 â 2400, Ausguck zu gehen. Oh man, vor lauter Lichtern der Stadt wusste ich gar nicht mehr, welches Licht wohin gehörte. Und unmittelbar vor dem Sund gibt es auch noch einen Windparkt, der komplett beleuchtet und mit Lichtern versehen ist. Die Weihnachtsbeleuchtung ist ein Kindergeburtstag dagegen.
Wie auch immer, so zwischen 0100 und 0200 am frĂŒhen Mittwochmorgen segelten (!) wir durch den Oersund â leicht schrĂ€g wegen Verdrift durch Wind und Strömung â und immer mit den grĂŒnen Tonnen auf der Steuerbordseite. Das war schon groĂes Kino â das war Segeln Level 2. Diese âNummerâ ist schon bei Tag eine Herausforderung. Bei Nacht und dann auch noch mit Gegenverkehr â das war Segeln Level 3. Vom Ankerplatz in den SchĂ€ren nördlich von Göteborg bis Ankerplatz vor den Kreidefelsen in einem StĂŒck durchgesegelt. Wir sind stolz auf unseren KapitĂ€n und er auf uns.
Als der Anker gegen 1000 gefallen war wurde das Beiboot ausgesetzt und KapitĂ€n Tilman erkundete mit Bootsmann Felix, wo eine gute Anlegestelle auf der Insel ist, um ĂŒbersetzen. Nach dem Mittagessen gab es auch schon die ersten Interessenten, die die Mönsklint erkunden und sich die Kreidefelsen aus der NĂ€he anschauen wollten. Und so wurde ein Shuttle-Service zum Strand eingerichtet. Wir wollen ĂŒber Nacht hierbleiben und erst am nĂ€chsten Morgen wieder weiterfahren. So werden wir den Nachmittag etwas ruhiger verbringen. Wie erwĂ€hnt sind einige schon auf der Insel und erkunden diese, andere verrichten Bootsmannsarbeiten, wieder andere ruhen sich aus, wozu sich die Fender an Deck hervorragend anbieten (siehe Bild). Und wieder andere holen Schlaf nach, der vergangene Nacht zu kurz gekommen ist, wĂ€hrend ich diesen Bericht schreibe.
Last but noch least versorgt unser Doc Axel den einen oder anderen Patienten. Also ich muss schon sagen, dass es eine hervorragende Einrichtung ist, dass auf der ALEX-2 immer einen Doc mit an Bord ist. Das ist vorbildlich. Und unser Doc Axel, bitte nicht mit dem Schiffsnamen verwechseln, strahlt eine Ruhe aus, die Vertrauen weckt. Den einen oder Fall von Seekrankheit hatten wir ja schon. Und es gab auch schon den einen oder andere Kratzer am Bein oder am Arm oder auch mal leichtere Verbrennungen an der Hand von einer durchgerauschten Segelleine. Und wer vom Lagerkoller befallen ist und GesprĂ€chsbedarf hat, fĂŒr den hat Axel immer ein offenes Ohr und flexible Sprechstundenzeiten. Danke Axel!
FĂŒr heute Abend hat KapitĂ€n Tilman eine Ăberraschung angekĂŒndigt. Irgendwas von Lagerfeuer am Strand ist âaus gewöhnlich gut informierten Kreisenâ bereits durchgesickert. Ich freue mich schon!
Rainer Merkhofer