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184.21 – 15.07.2021 – Wie fendert man einen Mast richtig ab für eine Brückendurchfahrt

Tagesbericht

Törn:                                    184.21

Datum:                                15.07.2021

Mittagsposition:              Südöstlich direkt vor Musholm, vor Anker

Das Wetter:                      Knapp über 20 Grad, strahlend blauer Himmel mit leichter Bewölkung

Titel/Überschrift:           Wie fendert man einen Mast richtig ab für eine Brückendurchfahrt

„Guten Morgen lieber Rainer, es ist 7 Uhr, Deine Wache beginnt um 8 Uhr. Es sind schon um die 20 Grad, es ist trocken und wir haben keinen Wind.“ So charmant kann Wecken sein. Ich habe tief und fest geschlafen und bin auch nicht schon früher am Morgen aufgewacht. So langsam gewöhne ich mich wieder an den Wache-Rhythmus.

Ein Blick aus dem Bullauge bestätigte, dass die See spiegelglatt war. Ein zweiter Blick hinaus nach dem Duschen ließ mich katapultartig an Deck sprinten – nach dem Anziehen natürlich – denn die Große Belt Brücke war zu sehen. Das ist nicht nur ein imposantes Bauwerk, sondern eine solche Brückendurchfahrt ist immer auch ein Erlebnis. Von weitem sieht die Brücke so groß aus und je näher wir kamen, desto mehr stellte sich mir die Frage, ob wir auch tatsächlich darunter durchpassen. Aber die 4/8er Wache hatte das Schiff natürlich vorbereitet und die Masten für den Fall der Fälle mit den Sisal-Kugel-Fendern abgefendert … ob wir Ihnen das glauben sollen? Auf jeden Fall hingen einige der 4/8er Wache bei Brückendurchfahrt oben in den Rahen. Ob sie mit der Brücke abklatschen wollten?

Da der Wind gestern Abend komplett eingeschlafen war und der Motor gestartet wurde, haben wir alle Rah-Segel geborgen. Zur Kursstabilisierung blieben drei Stag-Segel vor dem Vor-Topp, Jager, Außenklüver und Vorstengestag stehen und wir setzten noch das Großstengestag. Dafür haben wir unserer Folgewache einen „Spagetti-Salat“ sondergleichen hinterlassen. Überall auf allen 3 Decks lagen die Leinen herum. Normalerweise ist das ein NO-GO, der Folgewache ein nicht aufgeklartes Schiff zu hinterlassen. Wobei sich dieses Mal der Toppsi Katrin bei uns sogar dafür bedankte. Sie sagte, dass sie nichts so sehr hasst, wie eine Wache unter Motor, bei der nichts zu tun ist.

Gestern bzw. zum Wachwechsel von gestern auf heute kam Kapitän Tilman Punkt Mitternacht persönlich zur Wachübergabe, denn Meike, als Toppsi der 8/12er Wache und Katrin, als Toppsi der 0/4er Wache sind Zwillinge und haben heute Geburtstag. Also wurde aus 20 Kehlen ein Geburtstagsständchen angestimmt. Die beiden waren sichtlich gerührt. Ich meine, die beiden sind heute 39 geworden … oder so … Und außer dem Ständchen um Mitternacht gab´s von unseren Smutjes noch eine riesige Geburtstagstorte zum Mittagessen bzw. als Nachtisch. War lecker! Nochmals: Herzlichen Glückwunsch liebe Katrin und liebe Meike zum Geburtstag und alles Gute!

Gegen 10 Uhr erreichten wir die unbewohnte, kleine Insel Musholm und ließen dort den Anker fallen. Wir ließen ein Beiboot zu Wasser und nach einer kurzen Erkundungstour gab Kapitän Tilman frei, mit dem Beiboot an Land überzusetzen und dort baden zu gehen, was einige von uns ausgiebig nutzten. Da wir in unserem Wetterbericht, den wir während jeder Wache regelmäßig anfertigen, auch die Wassertemperatur messen, wissen wir, dass das Wasser 20° warm ist. In einer geschützten und nicht sehr tiefen Bucht wie dieser sicherlich 1-2 Grad wärmer. Das Wasser war herrlich. Waren wir (eigentlich) zum Segeln oder zum Schwimmen hier?

Für den Abend war etwas Besonderes geplant, Grillen und ein Picknick am Strand. Unsere beiden Smutjes hatten alles vorbereitet. Es gab Würstchen, Hähnchenbrust und für unsere Vegetarier gefüllte Paprika. Dazu Nudelsalat, Kartoffelsalat und einen griechischen Salat. Ich verrate nicht, wie oft ich nachgeholt habe – aber irgendwann ging einfach nichts mehr rein. Andreas, einer unserer Bordtechniker, erwies sich als wahrer Grillmeister. So kommen die versteckten Talente zum Vorschein. Das ist eine hervorragende Möglichkeit an dieser Stelle auch einmal ein dickes und fettes Lob an unsere Küche loszuwerden. Was Frank und Frank jeden Tag zaubern, hat einfach klasse. Und jeden Nachmittag gibt es frisch gebackenen Kuchen – oh man, ich glaube, der Sommer muss noch warten, dieser Törn gibt wirft mich figurtechnisch deutlich zurück. Wir redeten und scherzten und blieben sitzen, bis die Sonne unterging. Und das, mal ganz nebenbei erwähnt, ohne einen Tropfen Alkohol dabei zu haben – Eingenlob-Modus wieder off. Was für ein schöner und ereignisreicher Tag.

Rainer Merkhofer