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151 – 06.04.2021 – Wie im Cluburlaub oder Flusskreuzfahrt mit dem Segelschulschiff

Tagesbericht

Törn:                                    151.21

Datum:                                06.04.2021 – Dienstag

Mittagsposition:              Auf der Nordsee – Zwischen Helgoland und Bremerhaven

Das Wetter:                      Stürmisch und neblig

Titel/Überschrift:            Wie im Cluburlaub oder Flusskreuzfahrt mit dem Segelschulschiff

„Wenn ich zum Markt geh´, dann kauf´ ich Dir ein Hähnchen. Und das soll Dich jeden Morgen wecken. Und das Hähnchen macht Kikerikiki, jeden Morgen schon ganz früh. Wenn ich zum Markt geh´, dann kauf ich Dir ein Glöckchen. Und das soll Dich jeden Morgen wecken. Und das Glöckchen mach: Dinnng, Donnnng. Und das Hähnchen macht Kikerikiki, jeden Morgen schon ganz früh.“ Ich musste später erst einmal googeln, von wem das Lied ist: Fredrik Vahle. Zum Glück wurde das Lied aus den Bordlautsprechern heute Morgen um 7 Uhr nicht über die vollen vier Strophen ausgespielt, sondern „schon“ nach zwei Strophen abgebrochen. Ich stand schon nach der ersten Strophe senkrecht im Bett. Ich kenne weder das Lied noch den Autor oder Interpreten. Und das ist gut so und soll auch so bleiben. „Es ist leichter Regen, abwechselnd mit Schneeregen oder Graupeln und es hat 2 Grad. Das Wetter ist usselig.“ Ich spreche zwar kein Platt weiß aber genug, dass es eine Bezeichnung für nasskaltes Wetter ist. Die kurze Hose und die T-Shirts bleiben also weiterhin eingepackt.

Unser Kapitän hatte ja bereits gestern den Vorschlag gemacht, die Weser aufwärts zu fahren. Und so hieß er uns um 08:30 Uhr auch über Bordlautsprecher auch herzlich willkommen an Bord des Flusskreuzfahrtschiffes auf seiner Fahrt in die Freie Hansestadt Bremen. Wir legten ab, fuhren durch die Schleuse aus dem Fischereihafen heraus und auf die Weser.

Um 13:45 Uhr passierten wir Elsfleth. Dort lag die Gorch Fock. Unsere Vorbeifahrt war per Funk avisiert und so wurde unsere Passage mit einer Grußparade begleitet. Wir salutierten zurück. Die Gorch Fock, um genau zu sein, die Gorch Fock II, ist ein 1958 in Dienst gestelltes, als Bark getakeltes Segelschulschiff der Deutschen Marine. Sie ist ein neueres Schwesterschiff der bereits im Jahr 1933 gebauten ersten Gorch Fock und wie diese nach dem Schriftsteller Gorch Fock benannt, der in der Skagerakschlacht auf der SMS Wiesbaden fuhr und auf See geblieben ist – wir haben vor einigen Tagen sein Grab auf den schwedischen Schären besucht. So vollendet sich langsam unsere Reise zu einem vollen Bild. Die Gorch Fock ist mit ca. 90 m nochmals ca. 25 m länger als unsere Alex-2. Schon ein beeindruckendes Schiff, das muss man neidlos anerkennen.

Im Zusammenhang mit unserer Stippvisite in den schwedischen Schären und dem Landgang mit Besichtigung des Grabes von Gorch Fock, muss ich noch eine Geschichte nachliefern. Unser Schiffsarzt Hans-Helmut hatte wilde Austern entdeckt. Da er diese unbedingt haben und essen wollte, rekrutierte er unseren Bootsmann Yannick dafür, diese zu ernten. Yannick kam mit  einem ganzen Sack voll zurück an Bord. Hans-Helmut wusste, wie man diese Schalentiere knackt. Dabei war es wichtig, die eigenen Hände zu schützen, die Nahtstelle an der oberen und unteren Hälfte der Auster zu erkennen, dort mit einem scharfen Messer einzudringen und den Muskel des noch lebenden Tieres, der die beiden Schalen zusammenhält, mit dem Messer durchzuschneiden. Die frischen, wilden Austern werden mit dem Messer aus der Muschel gelöst und mit dem verbleibenden Salzwasser soft ausgeschlürft. Man muss natürlich den Geschmack des Salzwassers und des gliberigen Körpers als Delikatesse anerkennen. Mir fehlt dazu ein wenig Kräuterbutter oder Zitrone. Oder auch ein guter Weißwein. Da dies alles für den Moment nicht verfügbar waren, verschlangen wir die Austern ohne diese Zutaten. Es war herrlich, wenn auch eine Erfahrung der besonderen Art, auf jeden Fall ein Erlebnis.

Womit wir wieder beim Essen sind. Ja, ständig gibt es etwas zu essen- kaum ist ein Essen zu Ende gibt es auch gleich danach schon das nächste. Es ist fast wie im Cluburlaub – wobei, sind wir die letzten 2-3 Tage unseres Törns nicht auf Flusskreuzfahrt?

06.04.2021, Rainer Merkhofer