Datum: 19.01.2021
Mittagsposition: 56° 21,0´ N ; 011° 38,8´ E
Wetter: 3,5°C, Wind SSW, Bewölkung 8/8
Wir nehmen Fahrt auf!
Der Tag startete für meine Wache und mich um 3:30. Das frühe Aufstehen ist noch gewöhnungsbedürftig. Die See schläft jedoch nie. Die Segelwache beinhaltete die Arbeit des gemeinen Seemanns/-frau: Brassen, Brassen und Feinbrassen. Da freute man sich auf seinen Posten als Rudergänger oder Ausguck, die in diesem Lichte gar als Verschnaufpause angesehen werden konnten. Mit dem Wachwechsel war der Morgen auch vorbei und endete in einem üppigen Frühstück.
Der Vormittag beinhaltete eine Besonderheit: Eine simuliertes Mann-über-Bord Manöver. Als Mannschaft bedeutete dies eines: Brassen. Diesmal jedoch schneller. Mit dem Wissen, dass ein jeder schnell herausgefischt werden kann war einem jeden doch wohler zu Mute.
Nach dem Mittagessen ging es weiter mit dem Seesacknähen, einer eindeutig seemännischen Tätigkeit. Das Seesacknähen gehört seit eh und jäh zu der Marine und dem Segeln auf einem Großsegler. Ich selbst gehöre nicht zu den talentiertesten Soldaten, robust wird der Sack jedoch alle Mal. Stich für Stich kommt man seinem ganz persönlichen Gepäckstück näher. Über eine solche Erinnerung freut sich ein jeder.
Nachmittags zogen meine Wache und ich erneut auf. Die Tätigkeit unterschied sich nicht sonderlich von den des Morgen, bis auf etwas schlechtere Wetterverhältnisse. Ein wenig Schneeregen ist im Januar aber nicht ungewöhnlich und kann einen Matrosen auch nicht erschüttern!
Der Tag endete wie er auch begann: In dem Bock. Nach harter Arbeit lässt es sich sehr gut schlafen!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Seefahrt nicht immer mit täglichen Überraschungen verbunden ist. Unser Steuermann sagte anekdotisch: „Täglich grüßt das Murmeltier“. Ich und meine Kameraden werden jedoch immer geübter. Die Abläufe sind sicherer, die Nägel- und Segelkunde besser und die Freude an der Seefahrt steigt ungemein. Wir kriegen alle wahrlich Wind in die Segel und nehmen Fahrt auf.
Viele Grüße von Bord,
Berichterstatter Obergefreiter (OA) Eschenfelder,
dem Kapitän und der gesamten Crew der Alexander von Humboldt II