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TÖRN 126.19 – Position 13.05.2019

Tagesbericht

Törn:                                    12619
Datum:                                13.05.2019
Mittagsposition : Elbe Höhe Yachthafen Wedel
Das Wetter: sonnig, NNW 5
Titel/Überschrift: Alex auf der Elbe ganz in Ruhe

 

Gestern Abend sind wir alle an Bord gekommen in St. Pauli Landungsbrücken. Da haben wir schon eine kurze Einführung in das Schiff bekommen um im Notfall einen Ausgang finden zu können. In einem Gang ohne Fenster und mit jeder Menge Türen in den ersten Stunden, gar nicht so einfach auch wenn natürlich alles angeschrieben ist.

Die wichtigsten Regeln dabei sind dabei alle Brandschutztüren die nach draußen führen gehen auch nach außen auf und von jeder Ebene und jeweils zwischen zwei Schotten gibt es immer mindestens 2 Wege um an Deck zu kommen, einer führt über den Niedergang (Treppe) und einer über eine Leiter zum Notausstieg. Außerdem wurde uns erklärt wo wir Rettungswesten und Überlebensanzüge finden (zB: Auf Kammer unter den Betten) und welche akustischen Alarmsignale es gibt und was sie bedeuten (zB: 7x kurz, 1x lang = Generalalarm = Alle mit Schwimmweste an Deck)

 

Heute Morgen war allgemeines Wecken um 7:00 Uhr, ab 7:30 Uhr gab es Frühstück, obwohl die Backschaft nicht rechtzeitig geweckt wurde, gab es pünktlich Frühstück.

Heute waren außerdem das Fernsehen und Radio mit an Bord und schon beim Frühstück wurden die ersten Interviews aufgenommen.

Gegen 8:00 Uhr hat Tom, der Aufnahmeleiter des NDR, kurz erklärt um was es ihnen geht und wie es ungefähr heute mit den Aufnahmen ablaufen wird. Es waren mehrere Teams an Bord von unterschiedlichen Rundfunkanstalten.

Die Alexander von Humboldt II (kurz Alex) wurde nämlich ausgeguckt um einen zweiten Teil des Films „Die Elbe. ganz in Ruhe.“ zu drehen, der vor ungefähr 2 Jahren das erste Mal ausgestrahlte 1. Teil wurde und ein riesen Erfolg war. Damals wurde auf dem Schaufelraddampfer „Kaiser Wilhelm“ gedreht. Dieses Projekt war der ausschlaggebende Punkt und wurde vom NDR Produziert.

Sie haben in den letzten Tagen und Wochen das komplette Schiff verkabelt und dabei ca. 4 Tonnen Ausrüstung an Bord gebracht. Darunter sind unteranderem 16 Fernsehkameras, 36 Mikrofone, kilometerweise Kabel, Lichter und eine Regie. Außerdem sind heute noch einmal 40 Leute mehr an Bord gewesen, Reporter von Radio und Fernsehen, Kameraleute und Tontechniker, Maske, Regie und wen man sonst noch alles braucht.

Nebenher wurde ein Making-of gedreht und wie gesagt auch mehrere Radiostationen haben Reporter geschickt für Beiträge in ihren Sendungen.

 

Pünktlich um 10:00 Uhr haben wir abgelegt. Das ist ein „All-Hands“-Manöver, das heißt alle werden gebraucht. Jede Wache hat ihre festzugewiesenen Aufgaben. Die Wache von 8-12 ist für den „Vortopp“, den vordersten Mast, in dem Fall die Vorleinen, die Wache von 4-8 den „Großtopp“, den mittleren Mast, in dem Fall die „Gangway“, die begehbare Verbindung vom Land aufs Schiff und die Wache von 0-4 für den „Besantopp“, den hintersten Mast der Bark, zuständig. Beim Ablegen sind wir also für die hinteren Festmacherleinen verantwortlich. Anschließend hatten alle, abgesehen von der 8-12, Freizeit. Einige haben sich hinterm Kartenhaus auf dem Achterdeck eingefunden und gesonnt. Dort war es vergleichsweise windstill, da wir leider gegen den Wind Motoren mussten.

Ein paar Worte zu den Wachen. Wir fahren hier auf der Alex einen 3-Wach-System, das heißt jeder hat zweimal am Tag vier Stunden Wache wie oben aufgeführt sind die Zeiten von 0:00 – 4:00 Uhr, 4:00 – 8:00 Uhr und von 8:00 – 12:00 Uhr jeweils morgens und nachmittags also dann nochmal von 12:00 – 16:00 Uhr, 16:00 – 20:00 Uhr und 20:00 – 24:00 Uhr. Der Einfachheit halber werden nur die Zeiten morgens zur Benennung genutzt -> 0-4, 4-8, 8-12. Folglich war die 8-12 um 10:00 Uhr mit ihrer Wache dran (stehende Wache) und alle anderen haben Freiwache also Freizeit und können sich auf dem Schiff mehr oder weniger frei bewegen.

 

Vom Dach des Kartenhauses wurde immer wieder eine Drohne gestartet, um Luftaufnahmen zu machen. Diese konnte wegen dem auffrischenden Wind am späten Nachmittag nicht mehr sicher starten und landen, deshalb wurde von Land eine andere angefordert. Auch hat uns heute ein Boot des NDR die ganze Strecke bis Cuxhaven begleitet und vom Wasser aus gefilmt. Eine Kamera war ganz oben im Vortopp befestigt eine andere unterhalb des Klüvers (die Spitze die über den Rumpf nach vorne hinaus ragt), auch in der Messe (großer Ess- und Gemeinschaftsraum in der Mitte des Schiffs).

 

Mittagessen gab es um 11:30 Uhr, es gab Bratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelpü.

Während der 0-4 haben wir endlich anfangen wollen mit segeln und haben das Vorstengestagsegel gesetzt, weil bei einer Kursänderung die Hoffnung bestand anschließend segeln zu können. Dem war leider nicht so der Wind hat mitgedreht, nachdem das klar war wurde das Segel leider wieder eingeholt. Einige Zeit später, bei einer zweiten Kursänderung bestand wieder die Hoffnung, hinterher unter Segel weiter zu kommen. Das hat dann auch geklappt und die untere Reihe Stagsegel (Vor- und Großstengestagsegel und Besanstagsegel) wurde gesetzt und eine kurze Strecke sind wir dann auch rein unter Segel gefahren bis die Strömung der kommenden Flut zu stark wurde und die Steuerleute die Maschine zur Unterstützung dazu gestartet haben.

 

Wir sind bis zur Kugelbarke von Cuxhaven gefahren, dort war der Endpunkt der Fernsehaufnahmen. An der Kugelbarke wurde gedreht und der Hafen von Cuxhaven wurde angesteuert.

Nach Beenden der Dreharbeiten waren alle Verantwortlichen erleichtert. Das alles so gut geklappt hat, das Wetter war sonnig ohne viele Wolken, zwar hat der eiskalte Wind zum Abend hin zugenommen. Und soweit ich das richtig mitbekommen habe, waren auch die Reporter über die Stimmung an Bord hoch erfreut, weil eigentlich alle bereitwillig Interviews gegeben haben.

Direkt nach Aufnahmeschluss haben die Techniker angefangen mitAabbauen, sie wollten noch am selben Abend ihre komplette Ausrüstung wieder von Bord haben, was sie tatsächlich geschafft haben.

Kurze Zeit später gab es um 18:00 Uhr Abendessen ein einfaches Vesper mit einer Tunfischcreme

Um 19:00 Uhr lagen wir fest an der Kaimauer von Cuxhaven. Nun war für alle die keine Hafenwache hatten, Freizeit und man konnte auch einen Landgang machen wobei Cuxhaven wie ausgestorben war.

Auch im Hafen gibt es eine Wache (-> Hafenwache) bestehend aus 2 Personen, bei ihnen muss sich jeder der von Bord geht oder an Bord kommt an- und abmelden um einen Überblick zu haben, wer an Bord ist und bei einer eventuellen Evakuierung zu wissen wer fehlt oder wer überhaupt nicht da ist.

Auch die Festmacher müssen von der Hafenwache angepasst werden. Bei einer Tide von 3,60 m ist so etwas immer wieder notwendig.

 

Kurz vor 2 sind die letzten, die keine Wache hatten ins Bett.

 

Liebe Grüße von der grünen Lady

MJ

 

Ach ja der NDR strahlt die hier gedrehte Sendung an Pfingstsonntag von 11:55 bis 17:00 aus. Die anderen Beiträge werden bei öffentlich-rechtlichen Sendern bereits eine Woche vorher überregional  gesendet.